Papstsuche im Vatikan: Ein Kaleidoskop der Möglichkeiten
Im Machtzentrum der katholischen Kirche, dem Vatikan, findet derzeit eine faszinierende und unerwartet offene Suche nach einem Nachfolger für den verstorbenen Papst Franziskus statt. Obgleich theoretisch 137 Kardinäle in Betracht kämen, da sie zum Zeitpunkt seines Todes noch keine 80 Jahre alt waren, wird in den Kirchhofgesprächen nur über etwa zwei Dutzend als potenzielle Papstkandidaten diskutiert. Prominent auf dieser Liste steht der Italiener Pietro Parolin, der als Favorit gehandelt wird.
Es ist zu erwarten, dass die diesjährige Papstwahl überraschen könnte, da viele Kardinäle von Franziskus aus fernen Ländern ernannt wurden und sich gegenseitig nicht so gut kennen. Die Konklave-Versammlung in der Sixtinischen Kapelle wird aufgrund der altersbedingten Abwesenheit des Dekans von Parolin geleitet.
Der 70-jährige Parolin, bekannt für seine treue Dienerschaft und Machtbewusstsein, bekleidete über ein Jahrzehnt den Posten als Kardinalstaatssekretär. Aber auch andere Kardinäle sind im Gespräch: Pierbattista Pizzaballa, der Patriarch von Jerusalem, ist bekannt für seine heiklen Vermittlungen im Nahostkonflikt, während Matteo Zuppi als italienischer Bischofskonferenzvorsitzender und umtriebiger Diplomat keine unbekannte Größe im Vatikan ist.
Weiße Rauchwolken sind aber nicht zu erwarten, bevor man nicht auch die Außenseiter in Betracht gezogen hat. Der konservative Péter Erdö aus Ungarn könnte eine Rückkehr zu traditionelleren Werten symbolisieren, während der philippinische Luis Antonio Tagle als Brückenbauer zwischen Kulturen gilt. Auch der kongolesische Fridolin Ambongo Besungu, der Terminator von Kinshasas Erzbistum, repräsentiert das aufstrebende Afrika.
Noch weiter in den Schatten der Sixtinischen Kapelle drängt sich der konservative Amerikaner Raymond Burke, der jedoch lediglich bei einer ganz bestimmten Wählerklientel Anklang findet. Im Gegensatz dazu stünde Jean-Marc Aveline, der Erzbischof aus Südfrankreich, für die Fortsetzung des Erbes von Franziskus, was jedoch nicht jedermanns Sache ist. Schließlich könnte auch Jean-Claude Hollerich, der vielseitige Luxemburger Jesuit, die nötige Vermittlerrolle zwischen Reform und Tradition übernehmen.
Die Wahl bleibt ein Spiel der Kontroversen und Kulturen, doch unter den Steinen von St. Peter könnte eine unerwartete Stimme den Lauf des alten Spruchs bestätigen: Wer als Favorit ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.