Ohne Brillen oder Kontaktlinsen: So soll Kurzsichtigkeit schon in jungem Alter unter Kontrolle gebracht werden
Schätzungen zufolge wird etwa die Hälfte der Menschheit gegen Mitte des Jahrhunderts kurzsichtig sein. Zwar kann man mit Lösungen wie Lasik oder ICL-Operationen dauerhaft gegen die Kurzsichtigkeit gegensteuern, aber die am weitesten verbreiteten Mittel sind weiterhin Brillen und Kontaktlinsen. Nun ist aber eine neue Behandlungsmethode in Sicht, die bei Kindern angewendet werden kann und die Kurzsichtigkeit ohne Brillen oder Linsen behandeln kann.
Was ist der Grund für Kurzsichtigkeit?
Kurzsichtigkeit wird auch als Myopie bezeichnet und entsteht im Regelfall, weil der Augapfel in der Kindheit zu lange wächst. Ab einer Kurzsichtigkeit von 5 Dioptrien ist diese nicht nur lästig, sondern es besteht eine erhöhte Gefahr von Katarakten, Netzhautablösungen und Makula-Degenerationen. Dabei ist unklar, warum der Augapfel in der Kindheit weiterwächst. Jedoch ist bekannt, dass es einen Zusammenhang mit der Zeitspanne gibt, die in geschlossenen Räumen verbracht hat. Taiwan schrieb aus diesem Grund täglich zwei Stunden Outdoor-Aktivitäten in den Stundenplan von Schulen, mit dem Ergebnis, dass die Quote der kurzsichtigen Menschen leicht zurückging. Allerdings beweist dies lediglich eine Korrelation, keine Kausalität.
Es wird jedoch vermutet, dass die zuhause vor dem Bildschirm verbrachte Zeit eine rolle spielt. Währenddessen fokussieren sich die Augen auf kurze Distanzen, ohne groß in die Ferne schweifen zu können. Eine andere Erklärung verfolgt den Ansatz, dass die größere Helligkeit im Außenbereich eine Rolle spielt.
Eine in den letzten Jahren aufgekommene Erklärung für das Entstehen von Myopie sucht die Schuld bei Störungen der On- und Off-Zellen in der Retina. Diese sind für die Erkennung von Kontrasten zuständig. Wenn man die On-Zellen mit hellem Licht stimuliert, regt dies die Dopamin-Ausschüttung an. Es wird vermutet, dass dieses Hormon als Stoppsignal für das Wachstum des Augapfels fungiert. Wenn man in Mäusen den On-Pfad blockiert, werden diese für kurze Zeit kurzsichtig. Dieser Mechanismus ist bisher allerdings nur eine Theorie.
Behandlung im Kindesalter?
Allerdings gibt es bereits Ansätze, die sich Licht zunutze machen, um Kurzsichtigkeit zu behandeln. Bei der Repeated Low-Level Red Light Therapy etwa wird die Netzhaut täglich drei Minuten lang mit Laserlicht mit einer Wellenlänge von 650 Nanometern bei einer Lichtstärke von 1.600 Lux bestrahlt. Im November veröffentlichten chinesische Forscher:innen eine Studie mit 192 stark kurzsichtigen Kindern im Alter zwischen 12 und 16 Jahren als Probanden. In dieser stellte sich heraus, dass diese Behandlung im Schnitt zu einer Verkürzung des Augapfels um 0,06 Millimeter geführt hat. In einer Kontrollgruppe wuchs der Augapfel im selben Zeitraum um 0,34 Millimetern. Bei mehr als der Hälfte der Versuchsgruppe war dieser Effekt auch ein Jahr nach der Behandlung noch nachweisbar.
Solche Behandlungsansätze müssen noch weiter erforscht werden – und sie helfen nur bei Anwendung im Kindesalter. Erwachsene, die bereits kurzsichtig sind, müssen weiter auf die bekannten Methoden zurückgreifen.