Northeye-Übernahme: Ein umstrittenes Kapitel im britischen Asylsystem
Das britische Innenministerium sorgte für Schlagzeilen, als es das heruntergekommene Northeye-Gelände, eine ehemalige Strafanstalt in Bexhill, East Sussex, erwarb – und das zu einem Preis, der mehr als doppelt so hoch war wie der, den die Verkäufer zahlten. Der überraschende Kaufpreis von 15,4 Millionen Pfund für das vorherige RAF-Gelände, das zuletzt von den Vereinigten Arabischen Emiraten zu Trainingszwecken genutzt und seit 13 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wurde, warf Fragen auf.
Laut einem Bericht des National Audit Office (NAO) wurden für den Kauf von Northeye im Jahr 2023 etablierte Verfahren übergangen, und es fehlte eine vollständige Wirtschaftlichkeitsprüfung. Trotz Bedenken über Asbestbelastung und einem geschätzten Reparaturbedarf von über 20 Millionen Pfund ging das Innenministerium den Deal ein, ohne eine formelle Bewertung des Geländewerts vorzunehmen.
Zuvor hatte die Brockwell Group Bexhill das Gelände für 6,3 Millionen Pfund von den Emiraten erworben und kurze Zeit später mit einem satten Gewinn an das in Eile handelnde Innenministerium verkauft. Ein Jahr nach dem Erwerb des Geländes entfachten die konservativen Pläne der Vorgängerregierung, das Gelände zur Unterbringung von Asylsuchenden zu nutzen, heftige Diskussionen über die kostenträchtige Sanierung ehemaliger Militärbasen.
Nach dem Regierungswechsel im Juli kündigte die Labour-Partei an, die umstrittenen Pläne, Asylsuchende nach Ruanda zu deportieren, fallen zu lassen. Ziel ist eine Senkung der Asylkosten um mindestens 800 Millionen Pfund durch eine schnellere Bearbeitung der Anträge, was die Hotelunterbringungskosten reduzieren soll. Sollte das Gelände in Northeye aufgrund neuer politischer Entwicklungen ungeeignet für Asylunterbringung sein, zieht das Innenministerium in Erwägung, es weiterzuverkaufen.
Inmitten dieser Entwicklungen betonte das Innenministerium, dass das Asylsystem unter enormen Druck stehe und man daran arbeite, Ordnung und Effizienz wiederherzustellen.