„New Trafford“: Manchester United plant Milliarden-Stadion als Katalysator für Stadtentwicklung
Manchester United will sein marodes Old Trafford Stadion durch einen spektakulären Neubau ersetzen – und verknüpft das Projekt mit einer groß angelegten städtebaulichen Vision. Rund £2 Mrd. soll das neue, von Stararchitekt Norman Foster entworfene Stadion kosten. Geht es nach dem Verein und der Stadtregierung, soll es nicht nur 100.000 Zuschauern Platz bieten, sondern zum Herzstück eines neuen Quartiers mit 17.000 Wohnungen und zehntausenden neuen Jobs werden.
Im Rahmen der Immobilienmesse MIPIM in Cannes präsentierten Clubvertreter und Greater Manchester Mayor Andy Burnham das Vorhaben als Leuchtturmprojekt – mit Verweis auf die Olympischen Spiele in London 2012 als Maßstab. Burnham erwartet allein vom britischen Staat rund £200 Mio. an Infrastrukturinvestitionen, unter anderem für die Verlagerung des benachbarten Frachtunternehmens Freightliner. Diese sei essenziell, um das neue Stadion in voller Größe auf dem angrenzenden Gelände westlich des jetzigen Stadions realisieren zu können.
Gleichzeitig steht die Finanzierung auf wackligen Füßen. Manchester Uniteds Schulden belaufen sich auf £731 Mio., hinzu kommen £291 Mio., die der Club anderen Vereinen schuldet. „Das ist mit allem besichert – mehr Geld kann nur durch Umschuldung aufgebracht werden“, sagt Andy Green vom Manchester United Supporters Trust. Damit sei der Club in einer deutlich schlechteren Ausgangslage als etwa Tottenham Hotspur bei deren Stadionprojekt 2019.
Zwar führt der Club bereits Gespräche über neue Erlösquellen, darunter Namensrechte für das Stadion und potenzielle Gewinne aus Immobilienentwicklungen rund um das Gelände. Doch diese Zusatzerlöse bleiben bislang vage. Auch der Zeitplan ist ambitioniert: Laut Club könnte der Bau binnen fünf bis sechs Jahren stehen – jedoch ist das Genehmigungsverfahren für das neue Freightliner-Logistikzentrum in St. Helen’s frühestens 2029 abgeschlossen.
Kritik kommt unterdessen aus der Politik. Der Labour-Abgeordnete Graham Stringer bezeichnet staatliche Unterstützung für ein Projekt unter Leitung von Milliardär Jim Ratcliffe, der in Monaco steuerlich ansässig ist, als „untragbar“. Zwar wird keine direkte Förderung für das Stadion selbst beantragt, doch öffentliche Mittel fließen in flankierende Infrastruktur.
Dennoch sind die politischen Signale aus London bislang positiv. Kanzlerin Rachel Reeves und Premierminister Keir Starmer hätten, so Taskforce-Mitglied Sebastian Coe, das Projekt als wirtschaftlich transformativ erkannt. Coe betonte den „multiplikatorischen Effekt“, der über das reine Stadion hinausreiche. Die Clubführung spricht von bis zu 92.000 neuen Arbeitsplätzen.