Mindestlohn-Debatte: Spannung im Vorlauf zur schwarz-roten Regierungsbildung
In der aufgeladenen Atmosphäre der bevorstehenden schwarz-roten Koalition zeigt sich die Union wenig beeindruckt von den jüngsten Ankündigungen der Sozialdemokraten zur Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann und CSU-Generalsekretär Martin Huber artikulierten ihr Unbehagen über den Vorschlag von SPD-Generalsekretär Matthias Miersch, den Mindestlohn notfalls gesetzlich auf 15 Euro anzuheben.
Der Koalitionsvertrag, der zwischen Union und SPD ausgehandelt wurde, sieht vor, dass die unabhängige Mindestlohnkommission den Lohn anhand von 60 Prozent des Bruttomedianlohns festlegt. Doch Miersch betonte in einem Podcast, dass gesetzgeberische Schritte nicht ausgeschlossen sind, sollte die Kommission ein anderes Ergebnis liefern. Dies stößt bei der Union auf deutlichen Widerstand, denn sie setzt auf die Unabhängigkeit der Kommission.
Während die Diskussionen erhitzen, zeigt sich die wirtschaftliche Koalition gespalten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht die rechnerischen Voraussetzungen für 15 Euro bis 2026 als gegeben an und verweist auf die Armutsschutzfunktion des Mindestlohns. Unternehmerseitig ist Unverständnis über die drohende politische Einmischung zu vernehmen, denn die Unabhängigkeit der Kommission ist ein steter Zankapfel in dem Dialog zwischen Regierungsfraktionen und Sozialpartnern.
Einflussreiche Vertreter der deutschen Wirtschaft, wie Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft, kritisieren die politische Einmischung und warnen vor einer potenziellen Gefährdung des wirtschaftlichen Aufschwungs. Angesichts einer stagnierenden Wachstumserwartung ist der Ausgang dieser politischen Zerreißprobe mit Spannung zu erwarten.