Meloni sucht Schulterschluss mit Trump – EU-Tarifkompromiss bleibt fraglich
US-Präsident Donald Trump zeigte sich am Donnerstag optimistisch über ein Handelsabkommen mit der Europäischen Union. „Es wird zu 100 % ein Deal kommen“, sagte er vor einem Treffen mit Italiens Premierministerin Giorgia Meloni im Weißen Haus. Im Gegenzug für niedrigere Zölle erwartet Trump besseren Zugang zum US-Markt, den er als „etwas, das jeder haben will“ bezeichnete.
Die EU hatte zuletzt angeboten, alle Industriezölle beiderseits abzuschaffen – ein Vorschlag, den Trump bislang ablehnt. Stattdessen forderte er wiederholt zusätzliche Zugeständnisse in Bereichen wie Energieimporten und regulatorischen Standards. Noch ist offen, ob die vom US-Präsidenten gewährte 90-tägige Atempause bei den sogenannten „reciprocal tariffs“ zu einer echten Einigung führt. Die Grundzölle von 10 % sowie sektorspezifische Sätze von 25 % auf Autos, Stahl und Aluminium bleiben bestehen.
Meloni, die als erste europäische Regierungschefin seit Trumps Amtsantritt Washington besucht, versucht mit ihrer ideologischen Nähe zum Präsidenten politisches Kapital zu schlagen. Trump lobte sie mehrfach als „fantastische Frau“. Ihr Ziel: Europa als Partner neu zu positionieren – ohne offene Konfrontation, aber mit klaren Interessen.
Italien signalisiert derweil Entgegenkommen. Laut Außenminister Antonio Tajani wird Rom seine Verteidigungsausgaben auf 2 % des BIP erhöhen – eine Reaktion auf Trumps Kritik an Europas militärischer Abhängigkeit von den USA. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht könnte Italien entgegenkommen: Rüstungsunternehmen wie Leonardo oder der Schiffbauer Fincantieri verfügen über Fertigungsstandorte in den USA. Zudem ist Rom bereit, mehr amerikanisches Flüssiggas zu importieren.
Die EU hat ihre eigenen Gegenzölle vorerst eingefroren. Doch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass diese wieder aktiviert würden, falls keine zufriedenstellende Lösung gefunden werde. Ein Rückschlag wäre aus Sicht der EU auch die von Trump angedachten neuen Zölle auf Pharmaimporte, die insbesondere Irland und Deutschland treffen würden.
Trump kritisierte erneut nicht-tarifäre Handelshemmnisse, etwa europäische Vorschriften im Lebensmittelsektor oder Mehrwertsteuersysteme. In diesen Bereichen ist kaum Bewegung von europäischer Seite zu erwarten – ein potenzieller Stolperstein für weitere Gespräche.
Meloni setzt dennoch auf Deeskalation und Verbindlichkeit. Sie hofft, dass ihre Rolle als politisch Gleichgesinnte und wirtschaftlich pragmatische Vermittlerin hilft, die Blockade zu lösen – nicht nur zugunsten Italiens, sondern für die gesamte EU.