Haushalt

Mehr Geld fürs Bürgergeld?

24. September 2024, 17:20 Uhr · Quelle: dpa
Hubertus Heil
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Nach Angaben des Ministeriums von Hubertus Heil (SPD) handelt es sich bei der fürs Bürgergeld eingeplanten Summe um einen «Schätz-Titel». (Archivbild)
9,6 Milliarden Euro Mehrausgaben fürs Bürgergeld? Seit Monaten kritisieren manche das aus ihrer Sicht allzu üppige Bürgergeld. Jetzt sorgt eine Zahl für Aufregung.

Berlin (dpa) - Das Bundesarbeitsministerium von Hubertus Heil (SPD) verteidigt die Finanzplanung für das Bürgergeld im kommenden Jahr. Die «Bild»-Zeitung berichtete unter Berufung auf Unterlagen des Ministeriums, dieses erwarte für das kommende Jahr 9,6 Milliarden Euro höhere Ausgaben als offiziell ausgewiesen. Dieser Darstellung trat das Ministerium entgegen - ein Sprecher erklärte, die Zahlen seien «nicht nachvollziehbar».

Im Entwurf für den lange umstrittenen Bundeshaushalt sind rund 36 Milliarden Euro für das Bürgergeld eingeplant. Bei dieser Summe handele es sich um einen «Schätz-Titel», basierend auf den offiziellen Annahmen unter anderem zu Wirtschaftsentwicklung, Arbeitslosigkeit und Inflation, sagte der Sprecher. Mehr als fünf Millionen Menschen beziehen Bürgergeld.

«Bild» schreibt, Heil und seine Beamtinnen und Beamten erwarteten Ausgaben für die Regelsätze des Bürgergelds sowie die Kosten der Unterkunft von insgesamt 45,6 Milliarden Euro. Der Sprecher des Ministeriums entgegnete, dass zum Beispiel die Kosten der Unterkunft zu relevantem Teil durch die Kommunen bezahlt würden. Diese etwa seien demnach nicht in der angegebenen Höhe für den Bundeshaushalt maßgeblich.

Das Arbeitsressort argumentiert, die Grundlage seiner Kalkulation für das Bürgergeld und die Bundesbeteiligung an den Kosten für Unterkunft und Heizung basiere auf den ökonomischen Eckwertannahmen der Regierung vom Frühjahr. Insgesamt basiere der Haushaltsentwurf auf den Annahmen der aktuellen Frühjahrsprojektion zum wirtschaftlichen Wachstum. Erwartete Auswirkungen der Wachstumsinitiative der Regierung seien berücksichtigt. Zuletzt hatten führende Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen für dieses Jahr allerdings gesenkt.

Merz: «Bürgergeld unterfinanziert»

Bereits vor Tagen hatte der Bundesrechnungshof nach Medienberichten die Haushaltsplanungen der Ampel beim Bürgergeld kritisiert. Denn die Regierung rechnet im Vergleich zum Vorjahr mit Milliardeneinsparungen, auch weil sie sich bereits auf bestimmte Verschärfungen bei den Sanktionen geeinigt hatte. Der Rechnungshof befürchtet demnach aber auch, dass die Ansätze im Haushaltsentwurf 2025 für das Bürgergeld und die Leistungen für Unterkunft und Heizung ohnehin nicht reichten.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte: «Es ist genug mit den Taschenspielertricks beim Bürgergeld.» Heil müsse offen darüber sprechen, welche Kosten «durch das vollkommen verunglückte Bürgergeld» zu erwarten seien. Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) sagte: «Schon das Jahr 2024 war unterfinanziert.» Der Haushaltsansatz für das Bürgergeld in 2025 sei von Anfang an zu niedrig gewesen.

Haushalt nach langem Streit

Die Ampel-Koalition will den Haushalt Ende November beschließen, zum Abschluss der dann anberaumten Haushaltswoche im Bundestag. Die Ampel-Spitzen hatten monatelang über einen Entwurf gestritten. Kritik an diesem letzten kompletten Ampel-Haushalt vor der Bundestagswahl kam von Opposition, Rechnungshof, Bundesbank und Ökonomen. Ausgeben will die Ampel im nächsten Jahr fast 490 Milliarden Euro, davon 179 Milliarden Euro für das von Heil betreute Soziale - der mit Abstand größte Posten.

Bürgergeld in der Kritik

Seit Monaten gibt es auch grundsätzliche Kritik am Bürgergeld. Tenor: Wegen der Höhe lohne sich Arbeit oder eine Aufstockung im Job für viele Beziehende nicht ausreichend. So will die Union die Bürgergeld-Regeln verschärfen. Auch innerhalb der Ampel gab es Kritik. Die FDP etwa mahnt: «Wer arbeiten geht, muss stets deutlich mehr in der Tasche haben, als jemand, der vom Geld der Steuerzahler lebt.»

2025 müssen die Menschen in Grundsicherung mit einer Nullrunde auskommen, das Bürgergeld soll nach einer deutlichen Anhebung in diesem Jahr nicht steigen. Hauptgrund ist der starke Rückgang der Inflation, der den Geldbeutel beim Konsum schont. Das schlägt aufgrund des geltenden Anpassungsmechanismus' bei den Regelsätzen zu Buche. In zwei Schritten wird die Inflation erst der Vorjahre und dann des jüngsten erfassten Quartals einberechnet. 

Alleinstehende erhalten derzeit 563 Euro im Monat. Erwachsene, die mit einem Partner oder einer Partnerin zusammenleben, kommen auf 506 Euro. Für Kinder und Jugendliche liegen die Sätze zwischen 357 und 471 Euro. Betroffen sind 5,4 Millionen Menschen, darunter viele Kinder. Betroffenen Langzeitarbeitslosen fehlt es oft an einem Schul- oder Ausbildungsabschluss.

Soziales / Finanzen / Arbeitslosigkeit / Arbeitsmarkt / Haushalt / Bundesregierung / Deutschland
24.09.2024 · 17:20 Uhr
[0 Kommentare]
Eli Lilly enttäuscht Erwartungen: Aktienkurs unter Druck
Der Spagat zwischen Erwartungen und Realität Der US-Pharma-Riese Eli Lilly blickt auf ein turbulentes Jahr 2024 zurück. Trotz eines beachtlichen Umsatzanstiegs um 32 Prozent auf 45 Milliarden US-Dollar verfehlte das Unternehmen die eigenen Ziele knapp. Quelle: Eulerpool Die ursprünglich prognostizierten 45,4 bis 46 Milliarden Dollar blieben unerreicht, was Anleger und Analysten […] (00)
vor 51 Minuten
Havarierter Tanker vor Rügen
Sassnitz (dpa) - Der vorige Woche vor der Insel Rügen havarierte Öltanker «Eventin» darf auf Anweisung deutscher Behörden vorerst nicht weiterfahren. Zwar läuft die Hauptmaschine des 274 Meter langen Schiffes wieder und der Kapitän bat um Erlaubnis zum Auslaufen. Doch jetzt sind technische und Zoll-Untersuchungen im Gange. Das geht aus Angaben der Generalzolldirektion Hamburg und des […] (00)
vor 1 Minute
Bedeutung von effizientem Zeitmanagement für Kreditvermittler Effizientes Zeitmanagement ist für Sie als Kreditvermittler von großer Bedeutung, um in einem wettbewerbsintensiven Markt erfolgreich zu sein. Durch die Optimierung Ihrer Arbeitsabläufe können Sie Ihre Effizienz steigern und mehr Zeit für wichtige Aufgaben gewinnen. Eine verbesserte Produktivität ermöglicht es Ihnen, mehr Kunden zu […] (00)
vor 2 Stunden
Rufnummernmissbrauch
Bonn (dpa) - Kriminelle versuchen weiter massenhaft, mit Anrufen und Kurznachrichten Geld zu ergaunern. Zum sogenannten Rufnummernmissbrauch gingen bei der Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr 154.624 Beschwerden ein, wie die Aufsichtsbehörde in Bonn mitteilte. Das waren acht Prozent (11.563) mehr als ein Jahr zuvor. Einen Grund für den Anstieg nannte die Behörde nicht. Die Zahl schwankt von Jahr […] (00)
vor 1 Stunde
Ubisoft setzt auf die Switch 2: Diese Spiele sind angeblich geplant
Die Nintendo Switch hat sich über die Jahre als wahres Multitalent bewiesen, und Ubisoft war stets ein zuverlässiger Partner. Doch mit der kommenden Switch 2 scheint der Publisher seine Bemühungen noch einmal zu verstärken, was Fans und Spieler gleichermaßen freuen dürfte. Denn nicht nur die Hardware wird stärker sein, sondern auch das Angebot an Spielen von Drittanbietern, das laut Insider- […] (00)
vor 21 Minuten
FBI: International: Magenta TV zeigt ersten Teil der vierten Staffel
Hinter der Serie steht Franchise-Mastermind Dick Wolf, der die Reihe mit Derek Haas kreierte. Fans des FBI -Serien-Franchise dürfen sich Ende März auf Nachschub des Spin-offs FBI: International freuen. Wie Magenta TV ankündigte, zeigt der TV-Dienst der Deutschen Telekom die ersten sieben Folgen der vierten Staffel ab dem 24. März. In den USA werden die neuen Folgen seit Mitte Oktober auf CBS ausgestrahlt. Der zweite Teil der Staffel soll […] (00)
vor 1 Stunde
Biathlon Weltcup Ruhpolding
Ruhpolding (dpa) - Die deutschen Biathleten müssen weiter auf ihren dritten Podestplatz der Saison warten. Im Einzel über 20 Kilometer schaffte es Justus Strelow beim Auftakt des Heim-Weltcups in Ruhpolding als bester DSV-Athlet auf Position elf. Der 27-Jährige schoss zwar nur einmal daneben, konnte aber auf der Strecke nicht mithalten. Johannes Kühn beendete das längste Biathlon-Rennen nach zwei […] (00)
vor 5 Minuten
TSMC kurz vor neuen Quartalsergebnissen - Was stärkt den Kurs langfristig?
Berlin, 15.01.2025 (PresseBox) - Die Aktie von Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) steht im Fokus der Anleger, da das Unternehmen voraussichtlich am morgigen Donnerstag, dem 16. Januar 2025, seine Quartalsergebnisse präsentieren wird. Erwartungen an die Quartalsergebnisse Analysten prognostizieren für das abgelaufene Quartal einen Gewinn je Aktie (EPS) von durchschnittlich 2,18 US-Dollar, was einem Anstieg von 51,39 % gegenüber dem […] (00)
vor 2 Stunden
 
Diversitätsdebatte bei Apple: Zwischen Aktionärskritik und unternehmerischem Kurs
Apple steht erneut im Fokus einer kontroversen Debatte, die nicht nur die Tech-Welt, sondern […] (00)
China im Abwärtstrend: Stoppt der Anleihekaufstopp die wirtschaftliche Talfahrt?
Die Entscheidung der People’s Bank of China, den Ankauf von Staatsanleihen vorübergehend […] (00)
Warnung vor Deregulierungsrisiken: US-Banken könnten hohen Preis zahlen
Der scheidende Vorsitzende der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), Martin Gruenberg, […] (00)
Russische Hyperschallrakete vom Typ Kinschal
Kiew/Lwiw (dpa) - Russland hat die Ukraine mit einem massiven Raketenangriff überzogen. Am […] (24)
Marvel Rivals: Wie man Mods auf dem PC installiert
Da viele Spielerinnen und Spieler nicht wissen, wie man Mods für Marvel Rivals auf dem PC […] (00)
Sarah Levy
(BANG) - Sarah Levy ist untröstlich über den Verlust ihres Hauses bei den Waldbränden in Los […] (00)
Colgate-Palmolive: Wie ein Dauerläufer seit 1977 Millionen generiert
Eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht In der Welt der Börse gibt es seltene […] (00)
VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach
Wolfsburg (dpa) - Der VfL Wolfsburg ist in der Fußball-Bundesliga auf einen Europa-League-Platz […] (02)
 
 
Suchbegriff