Erdbeben in der Türkei

Istanbul in Angst - Sorge vor weiteren Beben

23. April 2025, 19:55 Uhr · Quelle: dpa
Erdbeben erschüttert Istanbul
Foto: Khalil Hamra/AP/dpa
Menschen in Istanbul versammeln sich im Freien nach dem schweren Erdbeben.
Menschen eilen aus den Häusern, manche springen vor Panik aus den Fenstern, andere bleiben gelassen und trinken Tee - aber alle fragen sich: War es das, oder steht das große Beben noch bevor?

Istanbul (dpa) - 13 Sekunden reichen, um Millionen Menschen in Panik zu versetzen. 13 Sekunden, die sich für viele Bewohner Istanbuls wie eine Ewigkeit anfühlen, weil gewaltige Kräfte die gesamte Stadt erschüttern. Die meisten Bewohner eilen auf die Straßen, manche springen in Angst aus den Fenstern - 151 Menschen verletzten sich laut den Behörden dadurch. Bei dem Beben der Stärke 6,2 ist die Stadt noch glimpflich davongekommen, es gibt laut Innenministerium keine Toten. Was aber, wenn ein noch stärkeres Beben folgt, wie Experten befürchten?

Ruhig bleiben - oder flüchten?

Bis zum Mittwochabend hielten mehr als 120 teils starke Nachbeben die Menschen in Angst und Schrecken. Die Parks und Freiflächen der Stadt füllten sich, Familien mit ihren Kindern und Großeltern, mit Haustieren in Transportboxen, manche auch mit Notfalltaschen, die etwa eine Decke, Wasser und eine Trillerpfeife enthalten, falls man verschüttet wird. Auf den Straßen bildeten sich lange Staus jener, die die Stadt verließen, um im Umland zur übernachten - zur Not im Auto. 

Denn das ist die große Frage: Wohin? Einfach zurück nach Hause? «Das Gebäude ist sicher, macht euch keine Sorgen», ruft ein Teehändler in der Altstadt. Auch Touristen shoppen auf der bekannten Einkaufsstraße Istiklal, als sei es ein Tag wie jeder andere. Während manche Passanten cool bleiben, können andere sich nicht beruhigen, sie weinen und zittern.

Angst vor dem großen Beben

Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein weiteres starkes Beben folge, sagt der Geologe Okan Tüysüz dem Sender NTV. Das Hauptbeben werde noch kommen, schreibt Erdbebenforscher Naci Görür auf der Plattform X. Im Marmarameer verläuft eine tektonische Plattengrenze. Die aktuellen Erschütterungen erhöhten die Spannungen dort zusätzlich, so Görür. Wann das große Beben die Megametropole trifft, ist ungewiss. Aber dass es kommt, ist laut Experten sicher.

Kritik am Katastrophenschutz

Trotzdem gilt die Stadt als schlecht vorbereitet. Schon bald wird Kritik in sozialen Netzwerken laut: Istanbul sei total verbaut, selbst Freiflächen, die eigentlich für solche Notfälle gedacht sind, seien nicht zugänglich, manche sogar mit Zäunen abgeriegelt, heißt es in den Posts. 

Die oppositionsnahe Nachrichtenagentur Anka berichtet, die Polizei habe Menschen verjagt, die im zentralen Gezi-Park Zelte aufschlagen wollten, um nicht zurück in ihre Wohnungen zu müssen. 

«Es gibt einfach keine Garantie für die Sicherheit der Infrastruktur», sagt eine junge Deutsche, die in der Metropole am Bosporus arbeitet, der dpa. «Die Stadt ist einfach nicht auf Erdbeben vorbereitet, weder hinsichtlich der Bausubstanz noch was die Sicherheitsmaßnahmen betrifft.» Eine Warn-SMS beispielsweise hätten viele nicht erhalten, obwohl es ein solches System gibt.

Entsprechend besorgt sind die Bewohner Istanbuls. Manche eilten zu Krankenhäusern, um ihre kranken Angehörigen von dort abzuholen und in Sicherheit zu bringen - samt Krankenbett und Tropf, wie Bilder des Staatssenders TRT zeigten. Andere lassen sich kaum irritieren: Auf einem Video der Nachrichtenagentur DHA ist eine Tierärztin zu sehen, die eine Katze im Kofferraum eines Autos operiert, weil sie zuvor während des Eingriffs vom Beben überrascht worden war.

Infrastruktur bislang intakt

Laut dem Istanbuler Gouverneursamt gab es keine eingestürzten Wohnhäuser; lediglich ein leerstehendes Haus im Bezirk Fatih soll eingestürzt sein. Verkehrsminister Abdulkadir Uraloğlu schreibt auf der Plattform X, es seien bei einer ersten Bestandsaufnahme keine Schäden an Straßen, Flughäfen, Zügen und U-Bahnen festgestellt worden. Städtebauminister Murat Kurum sprach am Abend von zwölf vorsorglich evakuierten Gebäuden. Die türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines teilte mit, die Preise für alle Inlandsflüge würden auf maximal 1750 Türkische Lira (rund 40 Euro) begrenzt. Auch könnten, wenn nötig, weitere Flüge eingesetzt werden - für jene, die die Stadt so schnell wie möglich verlassen wollen.

Experten warnen vor möglichem weiteren Beben

Beim deutschen Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ) in Potsdam beobachtet man die Vorgänge ebenfalls sehr genau. «Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zwei Szenarien: Entweder ist die unmittelbare Region nun vorerst entspannt und die Seismizität klingt langsam ab, oder die durch das Beben erzeugten Spannungsumlagerungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für ein größeres Erdbeben in der Region», hieß es in einer GFZ-Mitteilung.

Experten gehen davon aus, dass ein Beben rund um die Stärke 7 in Istanbul längst überfällig ist. Laut türkischem Städtebauminister Murat Kurum gelten 1,5 Millionen Wohnungen und Gewerbeeinheiten als bei einem Erdbeben gefährdet.

Imamoglu: Kann an diesem schweren Tag nicht bei euch sein

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sicherte den Bürgern am Mittag zu, der Katastrophendienst Afad, das Gesundheitsministerium und alle weiteren staatlichen Institutionen seien in voller Alarmbereitschaft. «Wir beobachten die Situation genau», schrieb er auf der Plattform X mit.

Auch der inhaftierte türkische Oppositionsführer und abgesetzte Bürgermeister Istanbuls, Ekrem Imamoglu, meldete sich auf X zu Wort. An die Istanbuler gerichtet äußerte er seine Trauer darüber, «an diesem schweren Tag nicht bei euch sein zu können». Er appellierte an Einheit, Zusammenhalt und Solidarität im Kampf gegen die Naturkatastrophe.

Immer wieder katastrophale Erdbeben

Die Türkei hat leidvolle Erfahrungen mit Erdbeben. Anfang 2023 kamen bei zwei verheerenden Beben der Stärke 7,7 und 7,6 in der Südosttürkei und dem Norden Syriens Zehntausende Menschen ums Leben, allein in der Türkei gab es 53.000 Opfer. Das letzte starke Beben nahe Istanbul gab es im Jahr 1999 - damals starben mehr als 18.000 Menschen.

Katastrophe / Erdbeben / Türkei
23.04.2025 · 19:55 Uhr
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