Luxustourismus boomt in Japan: Der schwache Yen macht's möglich
Japans schwacher Yen hat einen regelrechten Tourismusboom ausgelöst, wobei besonders preisbewusste Käufer von Luxusgütern aus Asien und anderen Teilen der Welt das Land besuchen, um Designermode und edle Handtaschen günstiger zu erwerben. Zu den profitierten Luxusmarken gehört der Louis-Vuitton-Mutterkonzern LVMH, der jedoch gemischte Gefühle hinsichtlich dieser Entwicklung hat.
Der Yen-Tiefstkurs der letzten Monate, der zeitweise ein 38-Jahres-Tief gegenüber dem Dollar erreichte, hat verstärkt Touristen ins Land gelockt. Dies führte zu einem starken Anstieg der Verkaufszahlen von Luxusartikeln in Japan. Für Unternehmen wie LVMH, die auch Dior und Fendi besitzt, stellt die aktuelle Lage jedoch eine Herausforderung dar, da die Preisdifferenz in Dollar den Gewinn drückt.
Zahlreiche Touristen, insbesondere aus China, bevorzugen es, Luxusgüter in Japan zu kaufen, anstatt im Heimatland. Dabei kann die Preisschwankung des Yen den Herstellern erschweren, ihre Preise anzupassen, was zu geringeren Margen führt. Zhang Lei, ein 29-jähriger DJ aus Hunan, gehört zu den vielen chinesischen Touristen, die in Tokio Luxuswaren erwerben. 'Es ist günstiger,' sagte Zhang, während er Louis Vuitton und Onitsuka Tiger Einkaufstaschen trug und sich bereits auf den Kauf einer Rolex-Uhr freute.
Diese Entwicklung hat LVMH überrascht, erklärte Finanzvorstand Jean-Jacques Guiony in einer jüngsten Telefonkonferenz. Die Verschiebung des Geschäfts von Asien nach Japan übe einen 'deflationären' Druck auf das China-Geschäft aus. Währungsschwankungen erschweren es, die Preise stabil zu halten, was diese Woche erneut deutlich wurde, als der Yen nach einer Zinserhöhung der Bank of Japan deutlich anstieg.
Der Unterschied in den Preisen zeigt sich beispielsweise bei Louis Vuittons beliebter Alma BB Handtasche, die in China 14.800 Yuan (ca. 2.050 Dollar) kostet, in Japan jedoch für 279.400 Yen (ca. 1.875 Dollar) zu haben ist. Der niedrigste Preis im letzten Monat lag sogar bei nur 1.725 Dollar.
Auch japanische Verkäufe von Luxus-Spirituosen profitieren vom schwachen Yen, wie Luca Marotta, CFO von Remy Cointreau, berichtete. Der Schweizer Luxuskonzern Richemont, Eigentümer der Marke Cartier, verzeichnete im ersten Quartal einen Umsatzanstieg von fast 60 Prozent in Japan, begünstigt durch Touristen aus China, Südostasien und den USA.
Japan verzeichnete im Juni einen Rekord von 3,1 Millionen ausländischen Besuchern, was das Land auf Kurs für einen neuen Jahresrekord von fast 32 Millionen Touristen bringt. Laut Regierungsprognosen sollen die touristischen Ausgaben in diesem Jahr 8 Billionen Yen (ca. 54,74 Milliarden Dollar) erreichen und damit einen wichtigen Wachstumsfaktor in einer sonst alternden Wirtschaft darstellen.
New Yorker Yadwinder Singh war überrascht von den günstigen Preisen bei Zara und anderen Geschäften und entschied sich spontan für einen Einkauf.