Léon Marchand: Frankreichs neuer Stolz bei den Olympischen Spielen
Léon Marchand liebt die Stille unter Wasser. In dem Moment, in dem er eine Bahn beendet, sich umdreht, seine Füße an die Wand drückt und sich nach vorn stößt, ist er ganz für sich, auch wenn sein Land und die Welt ihm dabei zuschauen. Diese Ruhe nutzte der junge Franzose beeindruckend, um bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 für zahlreiche unvergessliche Momente zu sorgen.
Am Mittwochabend, fast eine Sekunde hinter Kristóf Milák aus Ungarn auf der letzten Bahn des 200-Meter-Schmetterlings, tauchte Marchand für 15 Meter unter, während die Menge über ihm vor Spannung bebte. Beim Auftauchen holte er den Rückstand auf und triumphierte letztendlich nicht nur in diesem Rennen, sondern krönte sich auch noch mit einer weiteren Goldmedaille an diesem Abend.
Sechs Tage nach Beginn der Spiele wuchs Marchand zu der Rolle heran, die Paris so dringend benötigte. Ein Held aus Toulouse, der als Teenager nie als wunderkindlicher Favorit für diese Spiele gehandelt wurde, hat sich als Gesicht der Olympischen Spiele von Paris etabliert.
Das französische Publikum feierte ihn mit einer Hingabe, die an die große Liebe erinnert. Am Sonntag, seinem ersten Wettkampftag, verwandelte die Menge in der Arena La Défense die anfängliche Spannung in eine vibrierende Energie. Mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen setzte Marchand im 400-Meter-Lagen-Wettkampf ein Zeichen und brach Michael Phelps' olympischen Rekord. Unter den Anfeuerungsrufen des Publikums stieß der 22-Jährige eindrucksvoll zur ersten Goldmedaille seiner Karriere vor.
Die Stimmung im Stadion schwankte zwischen freudiger Erwartung und frenetischem Beifall, als er am Dienstag und Mittwoch erneut in der Arena antrat. Tausende strömten nach Nanterre, um ihren nationalen Helden anzufeuern. Die Ticketpreise stiegen rapide an, doch am Ende empfanden viele die Ausgaben als Schnäppchen, um Zeuge der Geschichte zu werden.
Mit einer weiteren herausragenden Leistung sicherte sich Marchand seinen Platz in den Annalen des Sports, indem er als erster Schwimmer in der Geschichte sowohl das 200-Meter-Schmetterlingsrennen als auch das 200-Meter-Brustrennen bei denselben Spielen für sich entschied. Diese monumentale Leistung, begleitet von der donnernden Begeisterung der Menge, bescherte ihm eine unvergessliche olympische Nacht.
Marchands Aufstieg fällt auf fruchtbaren Boden. Sein Erfolg wird durch seine bescheidenen Wurzeln und seine Familie, die zahlreiche nationale und internationale Erfolge im Schwimmsport vorweisen kann, unterstrichen. Doch Léon sticht durch seine Art des Schwimmens hervor – geschmeidig, kontrolliert und ästhetisch anmutend.
Bereits während seiner Zeit an der Arizona State University unter der Mentorschaft von Bob Bowman reifte Marchand zu einem globalen Superstar heran. Sein Fokus und die Distanz zur öffentlichen Aufmerksamkeit ermöglichten es ihm, sich ganz auf seine Ziele zu konzentrieren.
Jetzt, zurück in Frankreich und im Scheinwerferlicht der Olympischen Spiele, trägt Marchand die Bürde der Erwartungen mit lockerem Lächeln und unglaublicher Leistung. Die Welt mag Lärm machen, doch Léon Marchand findet in der Stille seine Stärke.