Künstliche Intelligenz: Ein neuer Kompass für die Arbeitswelt
Die Diskussionen über die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz (KI) auf den Arbeitsmarkt schwanken zwischen Ängsten vor Arbeitsplatzverlust und Euphorie über neue Möglichkeiten der Leistungssteigerung. Doch abseits dieser polarisierten Meinungen zeigt sich, dass KI bereits jetzt eine wertvolle Unterstützung bei der Kompetenzentwicklung und Verbesserung bestehender Arbeitsplätze bietet.
Unternehmen und Bildungseinrichtungen nutzen KI, um Fähigkeiten von Arbeitnehmern besser einzuschätzen, zukünftige Bedürfnisse zu planen und Schulungsmaßnahmen effizienter zu gestalten. Bei Johnson & Johnson, so berichtet Jim Swanson, Exekutiv-Vizepräsident und CIO, hat der „Skill Inference“-Prozess mit KI zu einem besseren Verständnis der Arbeitskräfte geführt. Diese Methode ermöglicht es, die Kompetenzen der Mitarbeiter auf neue Weise zu bewerten, was auf manuellem Weg kaum möglich wäre.
Auch bei DHL wird KI eingesetzt, um die bestehenden Fähigkeiten der Mitarbeiter mit den Anforderungen offener Stellen zu vergleichen. Durch den Einsatz eines „Karrieremarktplatzes“ wird die interne Besetzung von Positionen gefördert, was schneller und kostengünstiger ist als externe Bewerbungen, erläutert Ralph Wiechers, Exekutiv-Vizepräsident Personal bei DHL.
Neben der automatisierten Einschätzung von Fähigkeiten spielt KI auch bei der Entwicklung neuer Schulungsmaterialien eine Rolle, was besonders in schnelllebigen Geschäftswelten von Bedeutung ist. Organisationen wie Bank of America setzen zudem auf Simulationen, um Mitarbeiter in herausfordernden Gesprächssituationen zu schulen, berichtet Michael Wynn, Senior Vice President für Innovation und Lerntechnologie.
Experten warnen jedoch vor blinder Euphorie: KI-gestützte Kompetenzbewertungen können nur so gut sein wie die zugrundeliegenden Daten. Nick van der Meulen vom MIT hebt hervor, dass, obwohl KI ein großes Potenzial bietet, menschlicher Input unerlässlich bleibt, um genaue Ergebnisse zu erzielen. Auch die Vertreterin von Tech UK, Nimmi Patel, mahnt zur Vorsicht und empfiehlt eine hybride Nutzung der Technologie, bei der entscheidungsrelevante Bewertungen unter menschlicher Aufsicht bleiben.
Letztlich bieten diese Entwicklungen nicht nur neue Perspektiven für die Mitarbeiterentwicklung, sondern auch für die strategische Planung und das Talentmanagement von Unternehmen. Laut Swanson ist es essenziell, das Zusammenwirken von KI und menschlicher Aufsicht zu verstehen, um das volle Potenzial dieser Technologie auszuschöpfen.