Konflikt um Rhein-Main-Link: Hessen im Widerstreit mit Bundesnetzagentur
Im hessischen Politikum um die Stromtrasse des Rhein-Main-Links gerät der Wiesbadener Landtag ins Kreuzfeuer der Bundesnetzagentur. Jüngst hatte das Parlament nahezu einstimmig den Vorschlag unterbreitet, die bestehende Verpflichtung zur Erdverkabelung auch in laufenden Projekten aufzuheben und stattdessen die Option von Freileitungen rechtlich zu untermauern. Man erhofft sich dadurch nicht nur eine Kostenersparnis, sondern auch eine Beschleunigung des Netzausbaus zugunsten niedrigerer Gebühren.
Der Rhein-Main-Link, eine von vier großen Nord-Süd-Verbindungen mit hoher energiewirtschaftlicher Wichtigkeit, stößt auf Widerstand in Bonn. Man teilt mit, dass Erdverkabelungen gemäß Bundesbedarfsplangesetz festgeschrieben sind. Eine vollständige Umplanung zu Freileitungen könnte den Prozess um bis zu fünf Jahre verlängern und mit bedeutenden Mehrkosten verbunden sein. Bei einer Übertragungskapazität von acht Gigawatt wären umfangreiche Freileitungsmasten erforderlich, die möglicherweise neue gesellschaftliche Akzeptanzfragen hervorrufen.
Die Problematik zeigt sich bereits seit geraumer Zeit im Bundesland Hessen. Während sich viele Anwohner aufgrund ästhetischer Präferenzen für Erdverkabelungen aussprechen, birgt diese Methode infrastrukturelle Herausforderungen wie das Graben breiter Schneisen, die der Agrarwirtschaft abträglich sein können. Zudem erwägt der Landtag Trassen entlang vorhandener Verkehrssysteme, um landschaftliche Eingriffe zu minimieren.
Das Unternehmen Amprion mit Hauptsitz in Dortmund äußert sich besorgt über die politische Debatte. Im Hinblick auf den schleppenden Netzausbau im Vergleich zum Vormarsch der erneuerbaren Energien warnt man vor steigenden Netzentgelten. Prognosen zufolge soll der Stromverbrauch des Bundeslands sich bis zum Jahr 2045 mehr als verdoppeln. Bereits eine Milliarde Euro seien in das Rhein-Main-Link-Projekt investiert worden, so der Netzbetreiber. Eine Neuplanung könnte weitere Milliarden veranschlagen.