Kapriolen am Anleihemarkt: US-Renditen erreichen neue Höhen
Die US-Staatsanleihen erleben turbulente Tage: Ein überraschend robuster Arbeitsmarktbericht beflügelt die Erwartungshaltung der Investoren, was die Zinsentscheidungen der Federal Reserve betrifft. Diese sehen angesichts der aktuellen Datenlage eine mögliche Zinssenkung erst in der zweiten Jahreshälfte.
Der jüngste Bericht zeigt, dass im Dezember die Beschäftigung in den USA so stark wuchs wie seit neun Monaten nicht mehr. Dies löste einen Ausverkauf bei den Anleihen aus und trieb die Renditen der 30-jährigen US-Anleihen erstmals seit mehr als einem Jahr über die 5%-Marke. Auch die Renditen der 10-jährigen Anleihen stiegen auf ein neues Hoch seit 2023, während die Renditen von Anleihen mit zwei- bis siebenjähriger Laufzeit ebenfalls deutlich zulegten.
Zachary Griffiths von CreditSights merkt an, dass der Bericht zu einer Neubewertung der kurzfristigen Fed-Erwartungen und einer Abflachung der Zinskurve führt. Swaps-Trader haben nun trotz des starken Arbeitsmarktberichts die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen der Fed im Jahresverlauf leicht reduziert.
Der Arbeitsmarktbericht von Freitag bestätigt, dass die US-Arbeitsmarktstärke selbst unter hohen Kreditkosten und politischer Unsicherheit robust bleibt. Dies befeuert Befürchtungen über die anhaltende Inflationsentwicklung. Die Erwartungen an die Inflation, die durch die geplante Wirtschaftspolitik des zukünftigen Präsidenten Donald Trump angeheizt werden, steigen. Auch die Renditen inflationsgeschützter Staatsanleihen verzeichnen kleinere Verluste, was auf erhöhte Erwartungen an die Inflationsrate in den kommenden Jahren hindeutet.
Die Erhöhung der 30-jährigen Anleihenrendite über 5% ist ein wichtiges Signal für die Märkte, die ohnehin durch globale Inflationstendenzen und steigende Schuldenstände unter Druck stehen. Die Zinsen für 10-jährige Anleihen sind aktuell ebenfalls im Fokus, denn Marktteilnehmer wie Amundi, T. Rowe Price und ING prognostizieren, dass sie bald ebenfalls die 5%-Marke erreichen könnten.
Laut Michael Collins von PGIM Fixed Income befinden sich die Märkte derzeit in einer attraktiven Kaufzone, da die langfristigen Werte am Anleihenmarkt im staatlichen Segment zu finden seien. Dies spiegelt sich in einer rückläufigen Tendenz der 10-jährigen Anleihenrenditen seit ihrem 5%-Hoch im Oktober 2023 wider. Eine Entspannung in der Auktionstätigkeit des Schatzamtes und das Ende eines rigorosen Zinserhöhungszyklus der Fed trugen dazu bei.
Die erfreuliche Erholung ließ den Treasury-Markt 2023 um 4% zulegen, nachdem im Vorjahr ein Rekordverlust verzeichnet wurde. Gegenwärtig jedoch sieht sich der Markt weiterhin mit leichten Verlusten konfrontiert.