Italiens Bankensektor im Fokus: Unicredit spürt den Atem der Regierung
Die Ankündigung neuer Vorschriften im Zuge der geplanten Übernahme der Banco BPM hat bei der italienischen Großbank Unicredit für Unruhe gesorgt. Die Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat klargestellt, dass sie bei Fusionen im italienischen Bankgewerbe ihre Sonderrechte nutzen wird. Dabei geht es unter anderem um die Einschränkung des Russland-Geschäfts von Unicredit. Ein ungewöhnlicher Schritt, findet die Bank, denn solche staatlichen Eingriffe sind in dieser Form selten.
Der Aktienmarkt reagierte prompt auf die Entwicklungen. Die Unicredit-Aktie fiel nach Handelsbeginn in Mailand zunächst um vier Prozent, stabilisierte sich jedoch bald und lag schließlich nur noch im Minus von drei Prozent. Auch das Papier der Banco BPM erlitt Einbußen, die sich von fast zwei Prozent auf 1,7 Prozent reduzierten.
Der 13 Milliarden Euro schwere Übernahme-Deal steht nun unter besonderen Vorbehalten. Der Schutz strategischer und nationaler Interessen wird als Begründung angeführt, jedoch ohne nähere Angaben zu den Auflagen. Interessanterweise plant die Regierung, BPM als Keimzelle einer neuen, dritten großen Bankengruppe Italiens zu etablieren, was Unicredits Pläne durchkreuzt.
Unicredit unter dem Vorsitz von Andrea Orcel, der bereits im letzten Jahr eine ambitionierte, jedoch unautorisierte Offerte für BPM auf den Tisch legte, zeigt sich mit der Situation unzufrieden und beklagt, dass spezifische Auflagen nur für sie gelten könnten. Dies könne ihre Handlungsfähigkeit erheblich beeinflussen.
Zusätzlich zu den nationalen Turbulenzen wirft Unicredit weiterhin ein Auge auf die deutsche Commerzbank. Obwohl noch kein formales Angebot unterbreitet wurde, hat Orcel mehrfach öffentlich Interesse bekundet. Erst kürzlich erhielten die Italiener Erlaubnis von der EZB und dem Bundeskartellamt, ihren Anteil an der Commerzbank auf knapp 30 Prozent aufzustocken.