Intel im Umbruch: Neue Führung, alte Herausforderungen
Nach nur wenigen Wochen im Amt hat der neue CEO von Intel, Lip-Bu Tan, einen mutigen Weg angekündigt, um den angeschlagenen Chipriesen aus der Krise zu führen. Mit Hinblick auf die jüngsten Quartalszahlen stellte Tan klar, dass kostspielige, aber notwendige Veränderungen bevorstehen.
Intel müsse dringend seine Ausgaben reduzieren und ineffiziente Strukturen abbauen, was unweigerlich auch Jobstreichungen mit sich bringen werde. Finanzchef David Zinsner konnte zwar noch keine genauen Zahlen zu einem möglichen Stellenabbau nennen, betonte jedoch, dass Intel bestrebt sei, auch alternative Wege zur Kostensenkung zu finden.
Der Finanzdienstleister Bloomberg spekulierte jedoch, dass bis zu 20 Prozent der Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen könnten. Bereits Ende des letzten Jahres war die Zahl der Mitarbeiter auf knapp 109.000 gesunken, ein deutlicher Rückgang von den 124.000 Beschäftigten Ende September.
Einst der unangefochtene Marktführer im Halbleitergeschäft, steht Intel nun unter erheblichem Druck. Im Bereich der künstlichen Intelligenz hat der Grafikkartenspezialist Nvidia die Führungsrolle übernommen. Zudem erlebt Intel in seinem traditionellen Geschäftsfeld mit PC-Prozessoren und Rechenzentrum-Chips verstärkten Wettbewerb.
Lip-Bu Tan, ein erfahrener Branchenkenner, übernahm im März die Führung des Unternehmens. Sein Vorgänger, Pat Gelsinger, hatte versucht, Intel durch Auftragsfertigung für andere Chipentwickler zu neuem Glanz zu verhelfen, musste aber im Dezember das Handtuch werfen, nachdem seine Bemühungen nur schleppend vorankamen.
Ein zentraler Bestandteil der Umstrukturierungspläne war der Bau neuer Fabrikanlagen, unter anderem in Magdeburg. Dieses Vorhaben wurde jedoch auf Eis gelegt, ebenso wie eine riesige Fabrik in Ohio. Tan gab zu verstehen, dass der Schwerpunkt zunächst auf der Nutzung bestehender Kapazitäten liegen soll, bevor weitere Investitionen getätigt werden.
Die Prognose für das aktuelle Quartal verfehlte die Erwartungen der Anleger, was den Aktienkurs im nachbörslichen Handel um mehr als fünf Prozent sinken ließ. Für das zweite Quartal stellt Intel Erträge zwischen 11,2 und 12,4 Milliarden Dollar in Aussicht, wobei Analysten durchschnittlich mit 12,8 Milliarden Dollar gerechnet hatten.
Obwohl das erste Quartal die Erwartungen leicht übertraf, war der Quartalsverlust mit 800 Millionen Dollar doppelt so hoch wie im Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis pro Aktie übertraf die Erwartungen jedoch deutlich, was ein kleiner Lichtblick in einem ansonsten herausfordernden Umfeld ist.