Kriminalität

«Ich bereue alles» - Ehepaar gesteht Morde an Ukrainerinnen

07. Januar 2025, 13:39 Uhr · Quelle: dpa
Prozessbeginn nach Mord an zwei Ukrainerinnen
Foto: Uwe Anspach/dpa
Das Urteil gegen das Paar - hier die Anwälte - könnte im Februar fallen.
Sie sollen zwei Frauen getötet haben, um das Baby der Jüngeren zu stehlen: Ein Ehepaar steht in Mannheim vor Gericht. Zu Beginn äußern sich beide zu der Tat - und sprechen von Reue.

Mannheim (dpa) - Das Ehepaar soll erst die ukrainische Großmutter, dann die Mutter erschlagen haben, um das wenige Wochen alte Baby der Jüngeren als das eigene auszugeben: Beim Prozessauftakt am Landgericht Mannheim zeigten sich die Angeklagten nach außen emotionslos - der 43-Jährige mit schwarzgrauen kurzen Haaren und im beigen Oberteil, die 45-Jährige die rotbraunen Haare mit einer Haarklammer zurückgesteckt, im pinken Nikkipullover und Jeans.

Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Mordes erhoben. Zum Prozessauftakt gestanden die beiden Angeklagten die Taten in Erklärungen, die von ihren Anwälten verlesen wurden - und sprachen von Reue.

Die Frau und ihr Mann sollen laut Anklage im vergangenen März die 27-Jährige und ihre 51-jährige Mutter getötet haben, um das damals fünf Wochen alte Baby der Jüngeren als das eigene auszugeben. Daher wird den beiden auch die Entziehung Minderjähriger vorgeworfen. Das Motiv für die Tat war laut Staatsanwaltschaft, dass die mittlerweile 45-Jährige und ihr 43 Jahre alter Mann aus Sandhausen bei Heidelberg seit Längerem den unerfüllten Wunsch nach einer gemeinsamen Tochter gehegt hätten.

«Ich bereue alles, was ich getan habe»

Der Angeklagte, ein gelernter Metzger und Koch, sagte laut der Erklärung: «Ich bereue alles, was ich getan habe.» Er könne nicht verstehen, wie es so weit habe kommen können. «Ich erwarte meine gerechte Strafe.» Die Frau, zuletzt tätig als Fußpflegerin und gelernte Bürokauffrau, sagte laut ihrer Anwältin: «Ich habe einen großen Fehler gemacht.» Wenn sie könnte, würde sie die Zeit zurückdrehen. «Meine Kinder haben auch keine Mutter mehr.» Das Paar hat laut Staatsanwaltschaft insgesamt vier Kinder - darunter einen gemeinsamen Sohn.

Spätestens im März 2023 hätten sich die beiden Deutschen damit befasst, ein neugeborenes Mädchen zu entführen und als ihres auszugeben. Zuvor habe die Frau eine Fehlgeburt erlitten. Die beiden hätten zunächst in Tschechien und der Schweiz gezielt nach Babys gesucht, die sie entführen könnten. Parallel habe das Paar in seinem Umfeld von einer Schwangerschaft der Angeklagten oder von einer kurz bevorstehenden Adoption erzählt. Die Ehefrau habe dann vermutlich Ende 2023 Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten gesucht und sei einer Telegram-Gruppe zu deren Unterstützung beigetreten, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Hilfe für die bevorstehende Geburt der Tochter gesucht

Dadurch habe sie die 27-Jährige kennengelernt, die dort nach Hilfe beim Übersetzen für die bevorstehende Geburt ihrer Tochter gesucht habe. Die Mutter, die Großmutter und das Baby waren zum Tatzeitpunkt in einer Flüchtlingsunterkunft in Wiesloch im Rhein-Neckar-Kreis untergebracht.

Parallel beantragte die Angeklagte beim Standesamt Sandhausen eine Geburtsurkunde für eine angeblich Anfang Februar Zuhause geborene Tochter - die sie auch erhielt. Dazu legte sie demnach auch eine falsche Bescheinigung ihrer Frauenärztin vor.

Spätestens nach der Geburt der Tochter des späteren Mordopfers Anfang Februar plante das Ehepaar laut Staatsanwaltschaft die Morde. Dazu sollen die Angeklagten den beiden Frauen bei einem Restaurantbesuch am 6. März zunächst heimlich sedierende Medikamente verabreicht haben. Als sich die 51-Jährige daraufhin unwohl fühlte, brachte das Ehepaar nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft die 27-Jährige und das Baby zunächst nach Hause. Sie behaupteten, die Großmutter anschließend ins Krankenhaus bringen zu wollen. Stattdessen hätten sie sie zu einem Anglersee bei Bad Schönborn in der Nähe von Karlsruhe gefahren. 

Tatwerkzeug soll Gummihammer aus dem Baumarkt gewesen sein

Der Mann habe der Frau mit einem unbekannten Gegenstand «mindestens viermal mit voller Wucht» auf den Kopf geschlagen und sie im See versenkt. Sie sei an den Kopfverletzungen gestorben. Der Angeklagte sagte in seiner Erklärung, er habe einen Gummihammer aus dem Baumarkt verwendet und diesen später in den Rhein geworfen. 

Anschließend soll das Ehepaar die 27-Jährige und ihr Baby unter dem Vorwand, die Mutter habe einen Herzinfarkt erlitten und sei im Krankenhaus, abgeholt haben. Sie seien laut Staatsanwaltschaft nach Hockenheim in die Nähe des Rheindamms gefahren. Dort habe der Mann der jungen Frau ebenfalls mit einem unbekannten Gegenstand mindestens dreimal «mit erheblicher Wucht» auf den Kopf geschlagen. Die Frau sei durch ein massives Schädelhirntrauma gestorben. Das Ehepaar zündete die Leiche demnach an, um eine Identifizierung zu verhindern, und fuhr mit dem Säugling nach Hause. 

«Wir wollten unbedingt eine gemeinsame Tochter haben»

Der Angeklagte sagte laut der Erklärung: «Wir wollten unbedingt eine gemeinsame Tochter haben, das war der sehnlichste Wunsch meiner Frau.» Das Paar habe eine erfolglose Kinderwunschbehandlung hinter sich gehabt. Die Frau hatte nach eigenen Angaben mehrere Fehlgeburten erlitten. Laut Staatsanwaltschaft brachte die Frau zwei Söhne mit in die Ehe, der Mann eine Tochter. Das Paar hat einen gemeinsamen Sohn. 

Der Mann hatte nach eigenen Angaben vor der Tat regelmäßig Kokain und Amphetamin konsumiert, auch am Tag der Tat selbst. Laut dem psychiatrischen Gutachter finanzierte der Angeklagte seinen umfassenden Konsum durch das Dealen mit Amphetaminen. Der Angeklagte höre nach eigener Aussage regelmäßig Stimmen und sehe auch Gesichter, sagte der Gutachter.

Spaziergänger entdeckte verbrannte Leiche der Mutter

Am 7. März entdeckte ein Spaziergänger die Leiche der 27-Jährigen am Rheinufer. Am 13. März nahm die Polizei das Paar fest, bei dem die Ermittler das Baby unversehrt fanden. Am 19. März fanden Polizeitaucher die Leiche der Großmutter in dem See. Das Ehepaar befindet sich in Untersuchungshaft.

Das mittlerweile rund elf Monate alte Baby lebte anschließend mehrere Monate bei einer Pflegefamilie. Im Frühsommer 2023 übernahm die Tante - die heute 21 Jahre alte Schwester der Getöteten - die Vormundschaft für das Mädchen. Ende Juni kehrte sie mit dem Baby in die Ukraine zurück, wie der Anwalt der jungen Frau, Thomas Franz, sagte. Die Adoption des Mädchens sei dort beantragt, das Verfahren könne aber Monate dauern. Die Schwester tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Sie erschien allerdings nach Angaben des Anwalts aufgrund der beschwerlichen Anreise nicht zum Prozess. 

Nebenklage spricht von einem «monströsen Geschehen»

Thomas Franz hat bereits angekündigt, für beide Angeklagten lebenslange Haft sowie die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld zu beantragen. Damit könnte die Strafe im Falle einer Verurteilung voraussichtlich nicht bereits nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden. Franz sprach von einem «monströsen Geschehen» und zeigte sich nach den Geständnissen der Angeklagten überrascht und erleichtert, wie er selbst sagte. Ob sich dadurch die Beweisaufnahme und damit das Verfahren verkürzen könne, müsse das Gericht entscheiden.

Für das Verfahren sind insgesamt neun Verhandlungstage angesetzt. Am 21. Februar könnte ein Urteil verkündet werden.

Kriminalität / Prozess (Gericht) / Kinder / Baden-Württemberg / Deutschland / Ukraine
07.01.2025 · 13:39 Uhr
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