IBM streicht Hunderte Stellen in China und schockiert Belegschaft
Die jüngste Ankündigung von IBM, Hunderte von Stellen in seinen chinesischen Forschungslaboren zu streichen, hat die lokale Tech-Gemeinschaft erschüttert. Ursprünglich als Keimzelle für Chinas Spitzeningenieure betrachtet, sorgt der US-Computerriese nun für Bestürzung unter seinen Mitarbeitern.
Ein für Montag geplanter Konferenzanruf mit amerikanischen Führungskräften des Unternehmens war angesichts der brisanten Nachrichten besonders kurz und hinterließ viele Fragen unbeantwortet. Statt der geplanten halben Stunde dauerte der Anruf nur drei Minuten, wie ein internes Protokoll zeigt. Führungskräfte begründeten die Entscheidung mit Marktveränderungen und intensivem Wettbewerb in der Infrastrukturbranche auf dem Festland, jedoch ohne weitere Fragen zuzulassen.
Schon am Wochenende hatten Mitarbeiter in Peking, Shanghai und Dalian Schwierigkeiten, auf das Intranet des Unternehmens zuzugreifen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt geworden, dass das IBM China Development Lab und das China Systems Lab schließen würden, was zu Entlassungen von über 1.000 Mitarbeitern führte.
Jack Hergenrother, Vizepräsident für globale Unternehmenssystementwicklung, Ross Mauri, General Manager für IBM Z-Großrechner, und Danny Mace, Vizepräsident für Storage-Softwareentwicklung, waren in den Anruf einbezogen. Hergenrother forderte die Betroffenen auf, Einzelgespräche mit ihren jeweiligen Managern zu vereinbaren, während Mauri und Mace den Mitarbeitern für ihre Beiträge dankten.
Für die betroffenen Mitarbeiter wurde ein Abfindungspaket geschnürt, das eine Abfindung basierend auf der Beschäftigungsdauer und drei Monatsgehälter umfasst, sollten sie die Kündigungsvereinbarung bis zum 13. September unterzeichnen. Ihr letzter Arbeitstag ist der 31. Oktober.
Das plötzliche Aus der beiden Forschungszentren versetzt der chinesischen Technikszene einen weiteren Schlag, für die IBM lange als einer der begehrtesten Arbeitgeber galt. Doch angesichts geopolitischer Spannungen und Chinas verstärkten Bemühungen um Selbstversorgung hat der Glanz amerikanischer Unternehmen in den letzten Jahren nachgelassen.
Bereits 2014 leitete China eine „De-IOE“-Kampagne ein, um US-Produkte durch heimische Alternativen zu ersetzen. Nun ist IBM der jüngste multinationale Tech-Konzern, der Stellen in China abbaut, nachdem bereits Unternehmen wie Ericsson, Tesla, Amazon und Intel ähnliche Maßnahmen ergriffen hatten.
In den vergangenen Jahren sind IBMs Verkaufszahlen in China stetig gesunken. Laut dem Jahresbericht des Unternehmens fielen die Einnahmen in China 2023 um 19,6 Prozent, während im gesamten asiatisch-pazifischen Raum ein Anstieg von 1,6 Prozent verzeichnet wurde. Im ersten Halbjahr 2023 gingen die Umsätze in China um 5 Prozent zurück, während sie in Asien-Pazifik um 4,4 Prozent stiegen.