Herausforderungen an Europas Aktienmärkten: Handelsstreit und Quartalszahlen im Fokus
Europas Börsen erlebten am Freitag einen Rückgang, nachdem sie am Vortag Gewinne verzeichnen konnten. Trotz dieser Bewegung hielten sich die Schwankungen in Grenzen. Zum Wochenende hin zeigten sich die Märkte vor dem Hintergrund des anhaltenden Zollstreits zurückhaltend. Ebenfalls im Blickfeld standen die anstehenden Quartalszahlen großer US-Banken sowie neue Wirtschaftsdaten aus den USA.
Der Index der führenden Unternehmen der Eurozone, der EuroStoxx 50, fiel am Mittag um 1,15 Prozent auf 4.763,56 Punkte. Auch außerhalb des Euro-Raums verzeichneten die Indizes Verluste. Der Schweizer SMI gab um 0,91 Prozent auf 11.142,62 Punkte nach. Der britische FTSE 100 sank leicht um 0,26 Prozent auf 7.892,35 Punkte, obwohl Großbritannien im Februar unerwartet starkes Wirtschaftswachstum verzeichnete.
Der Handel reagierte empfindlich auf die Entwicklungen an der Wall Street und den weiterhin schwelenden Zollstreit. Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robe Markets, betonte die Brisanz der Eskalation zwischen den USA und China. Nach einem "Rechenfehler" seien nun 145 Prozent Zoll auf alle chinesischen Waren eingeführt worden, was die Märkte beunruhigt. Sollten keine Gespräche zwischen den beiden Nationen stattfinden, steht der bilaterale Handel vor großen Herausforderungen.
China ließ im Handelsstreit ebenfalls Taten folgen und entschied, Gegenzölle auf US-Waren auf 125 Prozent zu erhöhen. Dies sei eine Antwort auf die US-amerikanischen Zölle auf chinesische Produkte, so die Zollkommission des chinesischen Staatsrates.
Marktexperte Andreas Lipkow lenkte die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der US-Erzeugerpreise und das Verbrauchervertrauen, die am Nachmittag veröffentlicht werden sollten. Diese Kennzahlen gelten als wichtige Indikatoren angesichts der drohenden Strafzölle.
Am Aktienmarkt waren defensive Sektoren wieder gefragter, insbesondere Versorger, während unter den Pharmawerten Novartis positiv auffiel. Novartis kündigte Investitionen in Höhe von 23 Milliarden Dollar in den USA an, um dort die Produktion und Forschung auszubauen, was der Aktie einen Anstieg von 1,5 Prozent bescherte.
Ölwerte zeigten hingegen Schwäche. Die BP-Aktie fiel um 1,8 Prozent, belastet durch einen Zwischenbericht, der eine steigende Verschuldung offenlegte und zu gesenkten Gewinnerwartungen aufgrund höherer Steuerquoten führte.
Im Automobilsektor verzeichnete Stellantis einen Rückgang von 5,3 Prozent. Der Konzern, Muttergesellschaft von Opel, kämpfte im ersten Quartal mit Absatzschwierigkeiten. Besonders der nordamerikanische Markt war vom Rückgang betroffen, mit einem Absatzminus von 20 Prozent.