Harvard zwischen Diversitätsverlust und Stabilität - Eine erste Bilanz nach Affirmative-Action-Entscheid
Die düsteren Prognosen schienen unausweichlich: Vor sechs Jahren prophezeite die Harvard University im Zuge eines erbittert geführten Prozesses, dass die Vielfalt ihrer Studierenden drastisch leiden würde, sollte die Berücksichtigung von Rasse in den Zulassungsverfahren abgeschafft werden.
Ein Jahr nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs, welches Affirmative Action im College-Zulassungsprozess landesweit beendete, sind nun die Zahlen für die erste betroffene Klasse eingetroffen – und sie zeichnen ein differenzierteres Bild als erwartet.
Der Anteil schwarzer Erstsemester an der renommierten Universität ist von 18 Prozent im Vorjahr auf 14 Prozent in diesem Herbst gesunken. Zwar fällt der Rückgang geringer aus als vorhergesagt, bleibt jedoch signifikant. Der Anteil asiatisch-amerikanischer Studierender blieb konstant bei 37 Prozent. Die Einschreibung hispanoamerikanischer Studierender stieg hingegen von 14 auf 16 Prozent. Wie bereits in der Vergangenheit veröffentlichte Harvard keine Angaben zum Anteil weißer Studierender und erschwert damit Rückschlüsse, insbesondere da der Anteil derjenigen, die ihre ethnische Zugehörigkeit nicht angaben, von 4 auf 8 Prozent anstieg.
Die demografischen Veränderungen nach dem Ende der rassebewussten Zulassungsverfahren kristallisierten sich in den letzten Wochen heraus und zeigen, dass schwarze Studierende am deutlichsten betroffen sind. Während ihre Anteile an einigen Eliteuniversitäten stark zurückgingen, blieben sie an anderen überraschend stabil. Harvard war in der Klage vorgeworfen worden, durch die Bevorzugung anderer Minderheitengruppen asiatisch-amerikanische Bewerbende diskriminiert zu haben.
Zulassungsexperten äußerten schon vor der Bekanntgabe der neuen Zahlen, dass prestigeträchtige Universitäten wie Harvard, Yale und Princeton aufgrund ihrer Anziehungskraft am besten in der Lage wären, ihre schwarzen Einschreibungen zu halten. Laut dieser Ansicht fungieren sie als "Einhörner" – eine erlesene Gruppe von Institutionen, die die besten Studierenden anziehen und sich relativ unbeeindruckt vom Verbot rassebezogener Zulassungen zeigen.