Haiti am Scheideweg: Internationale Hilfe gegen Gewalt dringend benötigt
Die Lage in Haiti spitzt sich dramatisch zu. Angesichts der fortschreitenden Kontrolle von Gangs in der Hauptstadt betont Garry Conille, der amtierende Premierminister des Karibikstaats, den dringenden Bedarf an Verstärkung durch die von Kenia geleitete internationale Mission. Hauptproblem seien mangelnde finanzielle Mittel und unzureichendes Personal, so Conille gegenüber der Financial Times.
Trotz intensiver Bemühungen der Polizei breiten sich die Gangs weiter aus, wie ein jüngstes Massaker in Pont-Sondé zeigt. Der Vorfall, bei dem die Gran Grif Gang mit Sturmgewehren auf Einwohner schoss, forderte mindestens 70 Menschenleben und zwang über 6.200 zur Flucht. Angesichts dieser düsteren Lage fordert das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen mehr internationale Unterstützung für die kenianisch geführte Mission.
Mehrere Länder haben zugesagt, Polizeikräfte nach Haiti zu entsenden. Kenias Präsident William Ruto versprach jüngst, die derzeitigen 400 Beamten mit weiteren 600 zu verstärken. Unterstützung kommt auch aus Jamaika und Belize, während Guatemala eine Einheit von 150 Officers plant. Trotz dieser Versprechen bleibt der Fortschritt schleppend, was die Stimmung unter der haitianischen Bevölkerung zunehmend anspannt.
Der Kollaps der Regierung von Ariel Henry im April und das jüngste Misstrauen gegenüber dem neuen Übergangspräsidentschaftsrat, erschweren die ohnehin fragile Situation. Verwundert zeigt sich Conille besonders über die bürokratischen Hürden innerhalb der Sicherheitskräfte, deren Mehrheit nicht in aktiven Funktionen steht. Finanzielle Engpässe verstärken die Herausforderungen, während transnationale kriminelle Netzwerke zunehmend an Einfluss gewinnen.
Die USA unterstützen die Mission finanziell und haben 300 Millionen Dollar in Ausrüstung und Infrastruktur investiert. Doch trotz einer geschätzten Betriebskostenhöhe von 600 Millionen Dollar jährlich liegen die internationalen Zusagen bisher nur bei 85 Millionen Dollar. Das UN Sicherheitsrat verlängerte unlängst das Mandat der Mission, doch ein US-Vorschlag zur Ausweitung auf eine umfassende Friedensmission stieß auf wenig Unterstützung.
Haitis verzweifelte Lage erfordert rasche und weitreichende Maßnahmen, um eine dauerhafte Stabilität in der Region zu gewährleisten. Conille betont die Bedeutung schneller Hilfe vor Ort, um weiteren Schaden abzuwenden und die vielen verzweifelten Menschen zu unterstützen.