Goldpreis auf Rekordkurs: Vier entscheidende Faktoren
Der Goldpreis kennt aktuell nur eine Richtung: nach oben. Am Freitag erreichte das Edelmetall mit knapp 2994 US-Dollar je Unze erneut ein Rekordhoch. Bereits zum 13. Mal in diesem Jahr wurde eine neue Bestmarke aufgestellt.
Auch wenn kurzfristig die Spekulationen auf Zinssenkungen in den USA den Preis stützen, sind es vor allem vier andere Faktoren, die die Rallye antreiben.
Handelskonflikte schüren Unsicherheit
Ein wichtiger Preistreiber ist die aggressive Zollpolitik der USA. Am Mittwoch traten neue US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft. Die Europäische Union kündigte umgehend Vergeltungszölle an, was den globalen Handelskonflikt verschärft.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass protektionistische Maßnahmen zwar kurzfristig einzelne Branchen im Inland stärken können, langfristig jedoch die Inflation anheizen und das Wirtschaftswachstum bremsen.
Anleger reagieren sensibel auf diese Unsicherheiten und ziehen sich verstärkt in sogenannte sichere Häfen zurück – wozu Gold traditionell zählt. "Der wichtigste Treiber für Gold ist das höhere Level an Unsicherheit. Dazu gehört die unberechenbare US-Zollpolitik", sagt Nitesh Shah, Rohstoffexperte bei WisdomTree. "Die geopolitische Lage ist ebenfalls ein bedeutender Faktor."
Rekordkäufe der Zentralbanken
Zentralbanken weltweit setzen auf Gold als Absicherung gegen Inflation und geopolitische Risiken. Seit drei Jahren kaufen Notenbanken jährlich über 1000 Tonnen Gold – etwa doppelt so viel wie im Durchschnitt der vorherigen zehn Jahre.
Besonders aktiv ist die chinesische Zentralbank, die ihre Bestände in den letzten vier Monaten massiv aufgestockt hat. Auch Russland und Indien bauen ihre Goldreserven weiter aus.
Die Notenbanken reduzieren damit ihre Abhängigkeit vom US-Dollar. "Gold bietet einen Schutz gegen mögliche Sanktionen und geopolitische Risiken. Viele Schwellenländer wollen nicht mehr ausschließlich auf den Dollar als Reservewährung setzen", erklärt ein Analyst der Macquarie Group. Diese Umschichtung führt dazu, dass Gold als Anlageklasse weiter an Bedeutung gewinnt.

Misstrauen in die Stabilität der US-Wirtschaft
Ein dritter Faktor für den steigenden Goldpreis ist das wachsende Misstrauen gegenüber der finanziellen Stabilität der USA.
Obwohl die US-Anleiherenditen weiterhin hoch sind, wird Gold zunehmend als sicherere Anlage betrachtet. Dies deutet darauf hin, dass Investoren Zweifel an der langfristigen Schuldentragfähigkeit der USA haben.
Das steigende Haushaltsdefizit und die immer weiter wachsende Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten sorgen für Unruhe an den Finanzmärkten. Viele institutionelle Anleger schichten ihre Portfolios um und gewichten Gold stärker, um sich gegen mögliche Währungsabwertungen oder Zahlungsausfälle abzusichern.
Geopolitische Spannungen treiben Investoren in Gold
Der vierte große Preistreiber sind geopolitische Unsicherheiten. Ob die Spannungen zwischen den USA und China, der anhaltende Krieg in der Ukraine oder die jüngste Annäherung zwischen Russland und den USA – Investoren setzen vermehrt auf Gold, um sich gegen Krisen abzusichern.
Laut dem World Gold Council (WGC) spielen geopolitische Risiken aktuell eine entscheidende Rolle bei der Preisentwicklung. "Im Vergleich zum letzten Jahr lassen sich nun auch westliche Großinvestoren davon beeinflussen. Das zeigen die jüngsten Zuflüsse in physisch gedeckte Gold-ETFs", so der Branchenverband. Im Februar verzeichneten diese Fonds Zuflüsse von 100 Tonnen – so viel wie seit drei Jahren nicht mehr.
Wo geht der Goldpreis hin?
Mehrere Investmentbanken haben ihre Prognosen für den Goldpreis angehoben. Die Macquarie Group hält im dritten Quartal einen Anstieg auf 3500 US-Dollar pro Unze für möglich. Auch die Analysten von Goldman Sachs und der Citigroup rechnen mit weiter steigenden Notierungen.
"Gold ist derzeit eine der stärksten Anlageklassen. Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, steigender Inflation und massiven Käufen der Zentralbanken wird den Preis weiter nach oben treiben", prognostiziert ein Rohstoffexperte von Goldman Sachs.
Ob der Goldpreis tatsächlich die 3000-Dollar-Marke überschreitet, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: Die Faktoren, die den Anstieg befeuern, sind derzeit nicht verschwunden – und dürften auch in den kommenden Monaten weiter für eine hohe Nachfrage nach dem Edelmetall sorgen.