Fahrzeugzulieferer Continental prüft Verkauf von Teilen des Automotive-Geschäfts
Der Fahrzeugzulieferer Continental erwägt, Teile seines Automobilzuliefer-Geschäfts auszugliedern. Dies gab Konzernchef Nikolai Setzer beim Kapitalmarkttag in Hannover bekannt. Etwa ein Viertel des Umsatzes der Automotive-Sparte soll hierbei auf den Prüfstand gestellt werden. Ein Komplettverkauf des Geschäftsfeldes sei jedoch nicht geplant. Die Aktie des Unternehmens gab infolge dieser Ankündigung nach. Konkret betrifft diese Überprüfung zunächst das Geschäft mit Auto-Cockpits und Displays, das einen erwarteten Jahresumsatz von 3,5 Milliarden Euro aufweist. Dieses Geschäftsfeld soll zunächst organisatorisch eigenständig aufgestellt werden, um dann verschiedene Optionen prüfen zu können. Dazu zählen unter anderem der Einstieg eines Investors, die Gründung einer Gemeinschaftsfirma sowie ein Verkauf oder Börsengang. Die Reaktion der Anleger auf die Maßnahmen war enttäuschend. Der Aktienkurs sackte zeitweise um vier Prozent ab und notierte zuletzt 2,1 Prozent schwächer bei 69,94 Euro. Obwohl der Kurs in diesem Jahr um rund ein Viertel gestiegen ist, liegt er weit entfernt von den Rekordhochs Anfang 2018. Die Prüfung bezieht sich jedoch nicht nur auf das Cockpit-Geschäft, sondern auch auf weitere kleine Randbereiche der Automotive-Sparte mit einem Gesamtumsatz von 1,4 Milliarden Euro. Das Geschäft mit dem Autonomen Fahren sei jedoch nicht betroffen. Mit diesem Schritt möchte sich Continental stärker auf profitable und wachstumsstarke Zukunftsfelder konzentrieren und sich vom reinen Teilelieferanten zum Technologiepartner der Autobranche entwickeln. Bereits im Sommer hat das Unternehmen angekündigt, das Automotive-Geschäft in der Kunststoffsparte Contitech abzutrennen und hier verschiedene Optionen zu prüfen. Auch das Verbrennerantriebs-Geschäft wurde vor zwei Jahren ausgelagert und an die Börse gebracht. Setzer erteilte jedoch Gerüchten eine Absage, dass sich Continental auf das Reifengeschäft und den Industriebereich von Contitech fokussieren wolle. Das Automotive-Geschäft sei und bleibe eine starke Säule des Konzerns. Setzer räumte ein, dass Continental zuletzt hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben sei. Die Ziele für das Jahr 2020 seien bisher nicht erreicht worden. Um Kosten zu senken, plant das Unternehmen auch eine Reduzierung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Automotive-Bereich. Diese sollen von derzeit zwölf Prozent des Umsatzes zunächst auf elf Prozent und mittelfristig auf unter zehn Prozent sinken. Um die Kosten weiter zu senken, sollen auch die weltweit 82 Entwicklungsstandorte reduziert werden, indem kleine und ineffiziente Standorte mit anderen zusammengelegt werden. Zudem plant Continental den Abbau von Verwaltungsstellen in der Automotive-Sparte, um 400 Millionen Euro einzusparen. Es wird erwartet, dass rund 5500 Verwaltungsstellen wegfallen. Allerdings plant Continental gleichzeitig, die Ausschüttungen an die Aktionäre zu erhöhen. Anstatt der bisher in Aussicht gestellten 15 bis 30 Prozent des Nettogewinns sollen künftig 20 bis 40 Prozent als Dividende ausgeschüttet werden, wie Finanzvorständin Katja Garcia Vila ankündigte. Das Unternehmen setzt sich mittelfristig das Ziel, den Gesamtumsatz von 41 bis 43 Milliarden Euro auf 51 bis 56 Milliarden Euro zu steigern. Kurzfristig möchte Continental die angestrebte bereinigte operative Marge von 8 bis 11 Prozent erreichen und langfristig weiter verbessern. Auch die Autozuliefersparte, die aktuell schwächelt, soll die Renditevorgabe von 6 bis 8 Prozent spätestens bis 2026 erreichen. (eulerpool-AFX)