Migrationspolitik im Fokus

Faeser holt geplatzten Kurzbesuch in Syrien nach

27. April 2025, 17:25 Uhr · Quelle: dpa
Faeser reist nach in Syrien
Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Beim ersten Mal wurde die Reise im letzten Moment abgesagt. Diesmal klappt es mit dem Besuch von Faeser und Karner in Damaskus. In Syrien gab es in der Zwischenzeit einen Wechsel im Amt des Innenministers.
Im zweiten Anlauf hat es jetzt geklappt. Bundesinnenministerin Faeser ist in den wohl letzten Tagen ihrer Amtszeit noch zu einem Gespräch mit einem Regierungsvertreter nach Syrien geflogen.

Damaskus (dpa) - Einen Monat nach ihrem aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagten Besuch in Damaskus ist die geschäftsführende Bundesinnenministerin Nancy Faeser in die syrische Hauptstadt geflogen. Begleitet wird die SPD-Politikerin, wie schon bei der ersten Reise, die Ende März abrupt in Jordanien endete, von ihrem österreichischen Amtskollegen Gerhard Karner. 

Ihnen geht es vor allem darum, auszuloten, wie die Aussichten für eine freiwillige Rückkehr syrischer Flüchtlinge sind. Auch Abschiebungen nach Syrien sind ihnen ein wichtiges Anliegen. «Viele haben in Deutschland Arbeit gefunden, Deutsch gelernt und sich ein neues Leben aufgebaut - sie sollen natürlich bleiben können», sagt Faeser. Andere, vor allem Straftäter und Islamisten, sollten dagegen schnellstmöglich zurückkehren. 

Besuch nicht vorab angekündigt

Die deutsch-österreichische Delegation flog zu ihrem vorab nicht angekündigten Besuch unter strengen Sicherheitsvorkehrungen von Zypern in die syrische Hauptstadt. Bei ihrem ersten Versuch im März hatten konkrete Hinweise auf eine terroristische Bedrohung für westliche Delegationen in Damaskus die Reisegruppe zur Umkehr bewogen.

Ein Bündnis unter Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte Syriens Langzeitmachthaber, Baschar al-Assad, Anfang Dezember nach einer Blitzoffensive gestürzt. HTS-Anführer Ahmed al-Scharaa wurde zum Übergangspräsidenten ernannt, Assad floh nach Moskau.

Neuer Innenminister ist Kampfgefährte von al-Scharaa

Innenminister Anas Chattab, der die deutsch-österreichische Delegation empfing, ist erst seit dem 29. März im Amt. Faeser sagte zu Beginn des Treffens mit ihm, der Sturz Assads biete eine Chance zur Demokratisierung in Syrien. Interimspräsident Ahmed al-Scharaa hatte Ende März die Mitglieder der zweiten Übergangsregierung nach dem Sturz von Assad ernannt. Chattab und al-Scharaa kennen sich schon aus der Zeit, als sie im Irak gemeinsam lokale Gruppen des Terrornetzwerks Al-Kaida im Kampf gegen die US-Truppen unterstützten.

Nach dem Gespräch mit Faeser, das mehr als eine Stunde dauerte, sagte Chattab: «Wir haben über Energie gesprochen und wie man Investitionen ermöglichen und Arbeitsplätze schaffen kann. Denn das wird Syrer, die das Land im Krieg verlassen haben, ermutigen, in größerem Umfang zurückzukehren.»

Es ist ein schmaler Grat, auf dem die Bundesregierung in Syrien unterwegs ist. Einerseits will sie den Neuanfang in dem arabischen Land unterstützen, das nach mehr als 13 Jahren Krieg auf ausländische Hilfe und eine Aufhebung westlicher Sanktionen angewiesen ist. Andererseits bleiben trotz des pragmatischen Kurses von al-Scharaa Zweifel, ob die Rechte von Christen, Alawiten und anderen religiösen Minderheiten künftig gewahrt bleiben. Die Mehrheit der Syrer sind wie al-Scharaa und seine Kampfgefährten sunnitische Muslime. 

Am Flughafen wird Faeser in Damaskus von einem hochrangigen Beamten des Außenministeriums empfangen - freundlich, aber ohne Handschlag. Sie fragt ihn nach der aktuellen Situation. Er beschreibt sie als «vorsichtig optimistisch». Mit Blick auf die Sicherheitslage spricht er beschwichtigend von «einigen Zwischenfällen».

Schwieriger Partner

Faeser zeigte sich nach dem Gespräch hochzufrieden. Man habe über die Sicherheitslage in Syrien gesprochen, «insbesondere was die Bekämpfung des IS betrifft», sagte die SPD-Politikerin. Der syrische Minister habe zudem gezeigt, «dass er bereit ist, Pässe und Dokumente auszustellen». Das sei mit Blick auf Abschiebungen nach Syrien ein «Schritt nach vorne». Mit Blick auf die Vergangenheit des Innenministers und anderer Kabinettsmitglieder räumte Faeser ein, Syrien sei aktuell ein schwieriger Partner. Dennoch sei es wichtig, «dass wir Kontakte auf Arbeitsebene und technischer Ebene herstellen». Sonst werde man mit den eigenen Anliegen nicht durchdringen: Wege zu finden für eine verstärkte freiwillige Rückkehr von Syrern und Rückführungen von Straftätern.

Vorerst keine Asylentscheidungen zu Syrien

Syrien ist weiterhin Hauptherkunftsland von Asylbewerbern in Deutschland. Im ersten Quartal dieses Jahres stellten 9.861 Menschen aus Syrien erstmals in Deutschland einen Antrag auf Schutz.

Zum Stichtag 31. März standen beim Bamf noch 52.344 syrische Asylverfahren zur Entscheidung an. Nach dem Umsturz im Dezember hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wegen der noch unüberschaubaren Lage Entscheidungen über Asylanträge von Menschen aus Syrien vorerst ausgesetzt.

Für Faeser, die am Montag im österreichischen Krems an einem Treffen der Innenminister deutschsprachiger Länder teilnehmen wird, ist es eine der letzten Reisen in diesem Amt. Bei den Verhandlungen für eine schwarz-rote Koalition hatten sich CDU, CSU und SPD darauf verständigt, dass die CSU den nächsten Innenminister benennen darf. Ihre Reise nach Damaskus sei dennoch sinnvoll gewesen, resümiert Faeser vor dem Rückflug. Schließlich sei ihre Partei, die SPD, ja auch an der künftigen Regierung beteiligt.

Regelung zu Sondierungsreisen lässt auf sich warten

Im Bundesinnenministerium arbeitet wird bereits seit Januar an einer Ausnahmeregelung gearbeitet, um syrischen Flüchtlingen Erkundungsreisen in ihr Herkunftsland zu ermöglichen, ohne dass sie dadurch ihren Schutzstatus in Deutschland verlieren. Erlaubt wäre demnach entweder eine einmalige Reise für die Dauer von maximal vier Wochen oder zwei Reisen von jeweils maximal zwei Wochen, jeweils mit dem Ziel, auszuloten, ob eine Rückkehr möglich wäre.

Mehrere Unionspolitiker haben sich allerdings kritisch zu dem Vorschlag geäußert - unter anderem der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Migration / Flüchtling / Konflikte / Bundesregierung / Syrien / Deutschland / Österreich
27.04.2025 · 17:25 Uhr
[0 Kommentare]
Bundeskanzler Merz telefoniert mit US-Präsident Trump
Berlin/Washington (dpa) - Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat Donald Trump bei seinem ersten Telefonat mit dem US-Präsidenten nach Deutschland eingeladen. Trump habe signalisiert, dass er sich einen solchen Besuch vorstellen könne, hieß es nach dem etwa 30-minütigen Gespräch aus deutschen Regierungskreisen. Trump war als Präsident - abgesehen von Zwischenstopps auf dem US-Stützpunkt Ramstein - […] (02)
vor 26 Minuten
Nuklearbatterie hält ein Leben lang: Smartphones müssen nie wieder aufgeladen werden
Ausgestattet mit einer nuklearen Batterie würden Herzschrittmacher, Smartphones und andere elektromische Kleingeräte die Stromversorgung für Jahrzehnte sicherstellen. Su-Il In, Professor für Energietechnik am Daegu Gyeongbuk Institute of Science & Technology in Südkorea, hat jetzt einen solchen Speicher vorgestellt. Als „Brennstoff“ dient das Kohlenstoffisotop 14 (C14), das Betastrahlen emittiert, […] (05)
vor 5 Stunden
Alphabet gegen Tesla – Der Kampf um das Robotaxi-Monopol beginnt
Die Zukunft fährt vor – aber wer sitzt am Steuer? Inmitten einer wachsenden Euphorie rund um autonomes Fahren will Alphabet-Tochter Waymo die Zahl ihrer Robotaxis mehr als verdoppeln. Während der Konzern damit das größte autonome Mobilitätsprojekt der USA weiter skaliert, kündigt Elon Musk an, Tesla werde schon bald mit einem eigenen Dienst angreifen – nicht weniger ambitioniert, aber mit radikal […] (00)
vor 2 Stunden
BUSTAFELLOWS Season 2 erscheint Mitte Juli
Nach dem großen Erfolg des ersten Teils kündigt Publisher PQube die westliche Veröffentlichung von BUSTAFELLOWS Season 2 für den 17. Juli 2024 an. Das Visual Novel erscheint für Nintendo Switch und PC via Steam, wobei die Switch-Version sowohl als physische als auch digitale Edition erhältlich sein wird. Für Sammler besonders interessant: Die erste Auflage der physischen Version enthält ein […] (00)
vor 1 Stunde
Paramount schreibt 550 Millionen Gewinn
Der Umsatz der Fernsehsender ist rückläufig, gleichzeitig wurde das Streaminggeschäft ausgebaut. Paramount Global gab am Donnerstag bekannt, dass der Umsatz in den ersten drei Monaten des Jahres bei 7,192 Milliarden US-Dollar lag, nach 7,685 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal 2024. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen sank von 0,987 Milliarden auf 0,688 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis entwickelte sich hingegen mehr […] (00)
vor 1 Stunde
Manchester United - Athletic Bilbao
Manchester (dpa) - Im Finale der Europa League kommt es in Bilbao zu einem rein englischen Duell zwischen Manchester United und Tottenham Hotspur. In der Runde der letzten vier Teams gewann Man United 4: 1 (0: 1) gegen Athletic Bilbao, nachdem die Engländer bereits das Hinspiel 3: 0 für sich entschieden hatten. Frankfurts Viertelfinal-Bezwinger Tottenham gewann nach dem 3: 1 im Hinspiel auch das Rückspiel beim […] (00)
vor 3 Minuten
finance, business, bitcoin, document, money, currency, report, bank, financial, payment, cryptocurrency, crypto, cash, diagram, coin, pay, accounting, exchange, blockchain, statistics, audit, growth, concept, digital, analysis, bitcoin, cryptocurrency, cr
Wird der Hype durch Nützlichkeit in der Blockchain ersetzt? Diese Frage stellt die Ranglisten in Frage. Während große Namen ihre Position behaupten, wird der Fokus nun auf die Integration in die reale Welt gelegt. Von Datenschutz-Token bis zu aus mehreren Ketten bestehenden Ökosystemen treten neue Akteure mit tatsächlicher Leistung hervor - und nicht mit Pump-and-Dump-Versprechen. Im Tumult der […] (00)
vor 45 Minuten
Beinschmerzen? Können Warnhinweis für Herzschäden und Infarktgefahr sein
Frankfurt am Main, 08.05.2025 (lifePR) - Jedes Jahr bekommen Tausende Menschen in Deutschland einen Beininfarkt. Dahinter verbirgt sich die sogenannte periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), auch als „Schaufensterkrankheit“ bekannt. Die pAVK ist eine Erkrankung des höheren Lebensalts mit immer enger und steifer werdenden Arterien in Beinen und Füßen, manchmal auch Armen, weil nicht mehr […] (00)
vor 5 Stunden
 
„Das ist keine Demokratie – es ist verkappte Tyrannei“
Ein außenpolitischer Affront Was als innenpolitischer Vorgang begann, entwickelt sich […] (05)
Winfried Kretschmann (Archiv)
Stuttgart - Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat den Grünen […] (03)
AfD-Chefs Weidel und Chrupalla
Berlin (dpa) - Die Zusage des Verfassungsschutzes, die AfD zunächst nicht weiter als «gesichert […] (14)
Frank-Walter Steinmeier am 08.05.2025
Berlin - Der Bundestag hat am Donnerstag an das Ende des Zweiten Weltkriegs und der […] (00)
Sportdigital sichert sich U17- und U19-Europameisterschaften
Neben den U17- und U19-Europameisterschaften der Männer und Frauen sind auch vier Futsal-Turniere teil des […] (00)
Sandro Wagner
Zuzenhausen (dpa) - Sandro Wagner hat der TSG 1899 Hoffenheim nach Informationen der Deutschen […] (03)
Apple Lieferant will zweite Fabrik in Indien für AirPods Gehäuse bauen
Nach einem Bericht der „The Economic Times“ plant Apples Lieferant Jabil in Indien den Bau eines zweiten […] (00)
Katherine Heigl
(BANG) - Katherine Heigl gesteht, dass ihr Karriereerfolg ihre Kinder kalt lässt. Die US- […] (00)
 
 
Suchbegriff