EZB senkt Leitzinsen erneut: Hoffnung für Konjunktur, Sorge für Sparer
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in einer unerwarteten Entscheidung den Leitzins zum siebten Mal binnen eines Jahres gesenkt. Der Einlagensatz, der sowohl für Banken als auch Sparer von entscheidender Bedeutung ist, wurde um 0,25 Prozentpunkte auf nunmehr 2,25 Prozent reduziert. Diese Maßnahmen, die inmitten des von Donald Trump initiierten Zollstreits getroffen wurden, sollen die finanzielle Belastung von Krediten senken und die schwächelnde Wirtschaft der Eurozone stützen. Der zuletzt gesunkene Inflationsdruck im Euroraum gibt der EZB somit Spielraum, der Konjunktur mit günstigeren Finanzierungsbedingungen unter die Arme zu greifen.
Die EZB äußerte sich besorgt über die zunehmend düsteren Wachstumsaussichten aufgrund der globalen Handelsspannungen. Diese Unwägbarkeiten könnten das Vertrauen sowohl privater Haushalte als auch von Unternehmen erschüttern, warnt die Notenbank. Eine zusätzliche Reduzierung des Zinssatzes wurde bei Krediten an Geschäftsbanken vorgenommen. Hier sinkt der Zinssatz von 2,65 auf 2,4 Prozent - ein weiterer Schritt zur Erleichterung des Finanzmarktumfeldes.
Der von den USA ausgehende Zollstreit bleibt indes ein Damoklesschwert für die europäische Wirtschaft. Trotz des vorübergehenden Aussetzens eines Großteils der angekündigten Zölle durch Präsident Trump, besteht weiterhin die Möglichkeit, dass der Konflikt eskaliert und das Wachstum weiter belastet. Nach Prognosen der EZB wird die Wirtschaft im Euroraum 2025 nur noch um bescheidene 0,9 Prozent wachsen.
Die allmählich abnehmende Inflationsrate, die im März bei 2,2 Prozent lag, kommt der Zielvorgabe der EZB von 2 Prozent nahe. Vor allem der Einbruch beim Preisdruck im Dienstleistungssektor trägt positiv zur Entspannung bei. Der Kursgewinn des Euro gegenüber dem US-Dollar verbilligt Importe und dämpft die Inflation zusätzlich - ein Plus für Verbraucher und Unternehmen. Allerdings haben diese positiven Effekte auch ihre Schattenseiten, insbesondere für Sparer. Denn das ohnehin schon niedrige Zinsniveau für Einlagen könnte weiter sinken, was die Einkünfte auf Tages- und Festgelder weiterhin schmälert.
Im Bereich Immobilien führt die Zinssenkung der EZB nicht unbedingt zu Erleichterungen, da sich Bauzinsen stärker an den Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen orientieren. Dennoch lassen Analysten offen, ob mit weiteren Senkungen der Einlagensätze zu rechnen ist, sollten die bestehenden wirtschaftlichen Herausforderungen nicht bald gemeistert werden.