Corona-Pandemie

Expertenrat der Bundesregierung für Kontaktbeschränkungen

19. Dezember 2021, 21:52 Uhr · Quelle: dpa
Die Niederlande fahren bereits wieder herunter, und auch in Deutschland fordern Experten Kontaktbeschränkungen. Der Gesundheitsminister sieht jedoch keine Notwendigkeit eines neuen Lockdowns.

Berlin (dpa) - Der neue Corona-Expertenrat der Bundesregierung sieht wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante «Handlungsbedarf» bereits für die kommenden Tage.

«Wirksame bundesweit abgestimmte Gegenmaßnahmen zur Kontrolle des Infektionsgeschehens sind vorzubereiten, insbesondere gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen», heißt es in einer am Sonntag in Berlin veröffentlichten Stellungnahme. Zuerst hatte das ARD-Hauptstadtstudio darüber berichtet. Bund und Länder wollen nun am Dienstag über das weitere Vorgehen beraten. Das vereinbarten Bundeskanzler Olaf Scholz und Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz.

Insbesondere für Ältere und andere Personen mit bekanntem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf sei «höchste Dringlichkeit» geboten, heißt es in der Stellungnahme des Expertenrats. Modelle zeigten, dass Boosterimpfungen alleine keine ausreichende Eindämmung der Omikronwelle bewirkten, sondern «zusätzlich Kontaktbeschränkungen» notwendig seien.

«Neben den notwendigen politischen Entscheidungen muss die Bevölkerung intensiv zur aktiven Infektionskontrolle aufgefordert werden», so die Experten. «Dazu gehören die Vermeidung größerer Zusammenkünfte, das konsequente, bevorzugte Tragen von FFP2 Masken, insbesondere in Innenbereichen, sowie der verstärkte Einsatz von Schnelltests bei Zusammenkünften vor und während der Festtage.»

«Neue Qualität der Pandemie»

Die aktuell geltenden Maßnahmen müssten «noch stringenter» fortgeführt werden. «Parallel sollte die Impfkampagne erheblich intensiviert werden. Die Boosterimpfungen, wie auch die Erst- und Zweitimpfungen, müssen auch über die kommenden Feiertage mit allen verfügbaren Mitteln fortgesetzt und weiter beschleunigt werden. »

Nationale und internationale Modellierungen der Infektionsdynamik und möglicher Spitzen-Inzidenzen zeigten eine «neue Qualität der Pandemie» auf, heißt es. «Die in Deutschland angenommene Verdopplungszeit der Omikron-Inzidenz liegt aktuell im Bereich von etwa 2-4 Tagen.» Durch die derzeitig gültigen Maßnahmen sei diese Verdoppelungszeit im Vergleich zu England zwar etwas langsamer, aber deutlich schneller als bei allen bisherigen Varianten.

«Sollte sich die Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland so fortsetzen, wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt und/oder in Quarantäne», heißt es. «Dadurch wäre das Gesundheitssystem und die gesamte kritische Infrastruktur unseres Landes extrem belastet.»

Eindruck der Entspannung «nicht gerechtfertigt»

Die Omikron-Variante bringe eine «neue Dimension» in das Pandemiegeschehen. Omikron zeichne sich durch eine stark gesteigerte Übertragbarkeit und ein Unterlaufen eines bestehenden Immunschutzes aus. Dem Corona-Expertenrat zur Beratung der Bundesregierung gehören etwa der Virologe Christian Drosten, die Virologin Melanie Brinkmann und die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, an - sowie unter anderen Thomas Mertens, der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, sowie Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.

«Die Omikronwelle trifft auf eine Bevölkerung, die durch eine fast zweijährige Pandemie und deren Bekämpfung erschöpft ist und in der massive Spannungen täglich offenkundig sind.» Eine umfassende Kommunikationsstrategie mit nachvollziehbaren Erklärungen der neuen Risikosituation und der daraus folgenden Maßnahmen sei essenziell. Die Omikronwelle lasse sich in dieser hochdynamischen Lage nur durch entschlossenes und nachhaltiges politisches Handeln bewältigen.

In der vierten und bislang stärksten Infektionswelle nach fast zwei Jahren Corona-Pandemie arbeite das deutsche Gesundheitssystem aktuell unter sehr hoher Last, heißt es. Schwerwiegende Verluste im Personalbereich der Krankenhäuser seien eingetreten und würden weiter zunehmen. «Die aktuell sinkenden Inzidenzen werden von weiten Teilen der Gesellschaft und Politik als Zeichen der Entspannung wahrgenommen. Die zu erwartende Meldeverzögerung über die kommenden Feiertage wird diesen Eindruck weiter verstärken.» Dieser sei aber nicht gerechtfertigt.

Lauterbach gegen Lockdown wie in Niederlanden

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sich zuvor gegen einen Lockdown vor Weihnachten in Deutschland wie in den Niederlanden ausgesprochen. «Nein, einen Lockdown wie in den Niederlanden vor Weihnachten, den werden wir hier nicht haben», sagte der SPD-Politiker am Sonntag dem «Bericht aus Berlin» der ARD. Im «Bild»-Talk «Die richtigen Fragen» sagte Lauterbach: «Einen harten Lockdown jetzt vor Weihnachten, den würde ich ausschließen. Das ist klar.» Dem «Bild»-Bericht zufolge hält Lauterbach auch mit Blick auf die Omikron-Variante und eine fünfte, heftige Infektionswelle einen harten Lockdown für «unwahrscheinlich».

«Aber tatsächlich ist es so: Wir werden eine fünfte Welle bekommen», sagte Lauterbach in der ARD. «Wir haben jetzt eine kritische Zahl von Omikron-Infizierten überschritten. Somit lässt sich diese Welle nicht mehr komplett aufhalten, und der müssen wir begegnen.»

In den Niederlanden ist am Sonntag angesichts der sich schnell verbreitenden Omikron-Variante des Coronavirus ein harter Lockdown in Kraft getreten. Fast alle Geschäfte, Gaststätten, Kultur- und Sporteinrichtungen, Schulen und Friseure bleiben geschlossen. Ausgenommen sind etwa Supermärkte und Apotheken.

Lauterbach sagte: «Eine ganz zentrale Botschaft ist die, dass wir mit einer Booster-Kampagne tatsächlich diejenigen schützen können, die sonst besonders gefährdet wären.» Über die Einschätzungen des Expertenrats der Bundesregierugn sagte Lauterbach: «Auf der Grundlage wird dann diskutiert», sagte der Minister.

Sorge vor vielen krankheitsbedingten Ausfällen

Die Einstufung von Großbritannien als Virusvariantengebiet mit Reiseeinschränkungen ab Montag nannte Lauterbach einen wichtigen Schritt nach vorne. Er sprach sich für weitergehende Regeln aus: «Ich persönlich fände es besser, wenn auch noch bei Ankunft ein weiterer PCR-Test notwendig wäre, um absolut sicher zu sein.»

Mit Blick auf die ansteckendere Omikron-Variante und mögliche flächendeckende Arbeitsausfälle im ganzen Land und bei Berufsgruppen wie Polizisten und Feuerwehrleuten, sagte der Minister: «Wir prüfen tatsächlich, wie wir die sogenannte kritische Infrastruktur schützen können, wenn es zu einer solchen Entwicklung käme. Ich hoffe, dass das nicht der Fall sein wird. Wir tun alles, was wir können, um dies zu verhindern, aber wir müssen vorbereitet sein.» Daran arbeite er zusammen, mit dem Leiter des Krisenstabs, Generalmajor Carsten Breuer. Es gebe vorbereitete Krisenpläne vom Robert Koch-Institut, vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, vom Bundesinnenministerium und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, die derzeit zusammengetragen würden.

Bundesregierung / Gesundheit / Krankheiten / Corona / Covid-19 / Karl Lauterbach / Lockdown / Omikron / Kontaktbeschränkungen / Deutschland
19.12.2021 · 21:52 Uhr
[47 Kommentare] · [zum Forum]
Lars Klingbeil (Archiv)
Berlin - SPD-Chef Lars Klingbeil will in der Zeit nach der Vertrauensfrage den Druck auf CDU und CSU erhöhen. "Nach der Vertrauensfrage erwarte ich, dass sich die Union in der Opposition zusammenreißt, damit wir handlungsfähig bleiben", sagte Klingbeil den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Montagsausgaben). "Wir müssen dringend Energiepreise senken, um Industriearbeitsplätze zu sichern. Hier […] (00)
vor 5 Minuten
Paul McCartney
(BANG) - Paul McCartney wird „sehr emotional“, wenn er ‚Now and Then‘ performt. Der 82-jährige Musiker gehörte zusammen mit John Lennon, George Harrison und Ringo Starr - dem einzigen anderen überlebenden Mitglied der Gruppe - zu den Beatles. Nachdem er den mithilfe von KI produzierten Song als „letzte“ offizielle Veröffentlichung der Band herausbrachte, spielt er ihn auf all seinen Tourneen. […] (00)
vor 3 Stunden
Runder KI-Roboter jagt in China Kriminelle – mit Tränengas, Granaten und Netzpistole
Dystopie oder Utopie? In China rollt ein runder KI-Roboter durch die Straßen und sucht nach Kriminellen. Er stellt Fehlverhalten selbständig fest und erkennt die Gesichter polizeilich gesuchter Menschen. Zwar ruft das Gerät im Ernstfall menschliche Polizeibeamte hinzu, es kann aber auch selbständig agieren und Personen aktiv per Waffengewalt festhalten. Neuer „Polizeimitarbeiter“ in China: der […] (03)
vor 3 Stunden
Bandai Namco 2024: Ein Jahr voller Kontraste und große Pläne für 2025
Während Jujutsu Kaisen: Cursed Clash und Unknown 9: Awakening von Kritikern zerrissen wurden, erhielten Spiele wie Sword Art Online: Fractured Daydream und Death Note: Killer Within gemischte Bewertungen. Trotz dieser Herausforderungen sieht das zukünftige Veröffentlichungsprogramm vielversprechend aus. Bandai Namco hat sieben neue Spiele angekündigt, darunter das Horror-Plattformspiel […] (00)
vor 1 Stunde
«Harry Hole» erscheint 2026
Netflix teilte mit, dass die abgedrehte Serie erst übernächsten Jahr erscheinen wird. Netflix gab bekannt, dass Anders Danielsen Lie («Bergman Island»), Ane Dahl Torp («Home Ground», «Charter») und die Popsängerin Dagny sich der hochkarätigen Besetzung für die mit Spannung erwartete Serie Jo Nesbos Detective Hole angeschlossen haben, die von dem Bestsellerautor Jo Nesbø, einem der führenden Krimiautoren der Welt, geschaffen wurde. Die […] (00)
vor 1 Stunde
Biathlon-Weltcup in Hochfilzen
Hochfilzen (dpa) - Am Ende eines perfekten Wochenendes fiel Franziska Preuß ihren jubelnden Teamkolleginnen im Ziel in die Arme. Mit dem überlegenen ersten Staffelsieg seit fast vier Jahren haben die deutschen Biathletinnen die Konkurrenz geschockt und ihre Tage in Österreich gekrönt. Preuß hatte sogar noch Zeit, sich eine deutsche Fahne zu schnappen und entspannt mit mehr als einer Minute […] (01)
vor 18 Minuten
Gigs: Wie ein Startup Mobilfunk neu denkt
Man stelle sich vor, jeder beliebige Anbieter – vom Online-Shop bis zur Neobank – könnte seinen Kunden einen eigenen Mobilfunktarif anbieten. Diese Vision verfolgt das Berliner Startup Gigs. Die Lösung: ein Baukastensystem, mit dem Unternehmen Mobilfunkdienste ohne eigene Infrastruktur anbieten können. Mit 73 Millionen Dollar neuem Kapital, angeführt vom US-Venture-Capital-Riesen Ribbit Capital, […] (00)
vor 1 Stunde
THC-Zerfall: Wie lange bleibt es im Körper?
Bietigheim-Bissingen, 15.12.2024 (PresseBox) - Einleitung: Was bedeutet THC-Zerfall im Körper? Also, du fragst dich, was genau mit THC passiert, nachdem es in deinen Körper gelangt? Nun, THC, das ist der psychoaktive Stoff in Cannabis, beginnt nach dem Konsum einen regelrechten Abbauprozess. Stell dir vor, es ist wie ein kleines Abenteuer, das es durch deinen Körper unternimmt. Dabei wird es von […] (00)
vor 2 Stunden
 
Wetter in Baden-Württemberg
Offenbach (dpa) - Weihnachten naht, doch vom Winterwetter müssen sich die Menschen in […] (01)
Fahne von Russland (Archiv)
London - Die russischen Streitkräfte haben in der Ostukraine offenbar weitere Geländegewinne […] (01)
Tino Chrupalla (Archiv)
Berlin - AfD-Chef Tino Chrupalla übt deutliche Kritik an der Nato. "Bislang ist Europa […] (23)
Syrien (Archiv)
Moskau/Damaskus - Die Zukunft der russischen Militärpräsenz in Syrien ist nach wie vor unklar. […] (00)
iPhone 17 Modelle erwarten 2025 großes Redesign
Nach Berichten werden die iPhone 17 Modelle im Jahr 2025 ein großes Redesign erwarten und der Fokus auf […] (01)
Primetime-Check: Samstag, 14.Dezember 2024
Gestern ergab sich erneut ein Dreieck von Shows– welche lag an der Spitze? Teil dieses Dreiecks waren […] (00)
The Witcher IV offiziell enthüllt – Cinematic Trailer inside
Im Rahmen der diesjährigen The Game Awards enthüllte CD PROJEKT RED erstmals Details zu The […] (00)
Jennifer Lopez
(BANG) - Jennifer Lopez konzentriert sich immer auf ihre „Siege“. Die Sängerin und […] (02)
 
 
Suchbegriff