Evotec transformiert sich: Strategischer Umbruch für nachhaltiges Wachstum
Der Hamburger Pharmawirkstoff-Spezialist Evotec hat einen umfassenden Wandel eingeleitet, um sich für die Zukunft zu rüsten. In einer strategischen Neuausrichtung plant das Unternehmen, sein Projektportfolio um rund 30 Prozent zu verkleinern und legt künftig verstärkten Fokus auf hochwertige Dienstleistungen und spezifische Therapiegebiete. Entscheidende Rollen sollen dabei Automatisierung und künstliche Intelligenz einnehmen.
Statt sich auf Beteiligungen zu konzentrieren, will Evotec seine Kapazitäten auf die Säulen Wirkstoffforschung & Präklinische Entwicklung sowie den Biologika-Bereich Just - Evotec Biologics bündeln. Im Rahmen dieser Umstrukturierung wird eine Einsparung von über 50 Millionen Euro bis zum Jahr 2028 erwartet, zusätzlich zu den laufenden Kostensenkungsmaßnahmen.
Evotec verfolgt das Ziel, das Wachstum nach einem enttäuschenden Vorjahr wieder anzukurbeln. Zwischen 2024 und 2028 peilt das Unternehmen ein jährliches Umsatzwachstum von acht bis zwölf Prozent an, während die bereinigte Ebitda-Marge über 20 Prozent erreichen soll. Für 2025 wird bereits eine Umsatzsteigerung auf 840 bis 880 Millionen Euro prognostiziert, begleitet von einem Anstieg des bereinigten Ebitda auf 30 bis 50 Millionen Euro.
Die Aktie, die im MDax notiert ist, machte nach Bekanntgabe dieser Pläne eine regelrechte Kursachterbahn durch. Trotz anfänglicher Gewinne verlor das Papier einen Großteil dieser wieder, notierte jedoch am Nachmittag fast zwölf Prozent höher bei 6,50 Euro. Seit dem Höchststand von 46 Euro im Jahr 2021 hat die Aktie erheblich an Wert verloren und kämpft um Stabilität.
Analystenmeinungen zeigten sich geteilt: Während die Prognosen für 2025 als schwach eingeschätzt wurden, erweckte das langfristige Ziel für 2028 Zuversicht. Investoren mit einem langem Atem könnten dies als Gelegenheit betrachten, während sich Pessimisten eher auf die gedämpften Aussichten für 2025 fokussieren.
Evotec übertraf im Schlussquartal 2024 die Erwartungen, wie Charles Weston von RBC feststellte, und lobte das vereinfachte Geschäftsmodell. Obwohl die Umsätze im letzten Jahr um zwei Prozent auf 797 Millionen Euro stiegen, blieb das Ergebnis am unteren Ende der eigenen Prognosen. Der operative Gewinn (Ebitda) sank erheblich und die Einmalkosten blieben hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück.
Der derzeitige Konzernchef Christian Wojczewski unternahm bereits im letzten Jahr Schritte zur Unternehmensstraffung, wie den Verkauf eines Produktionsstandorts und den Ausstieg aus Gentherapien. Diese Maßnahmen sollen das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs bringen und die operative Effizienz steigern.
Evotec plant, durch diese umfassenden Maßnahmen mittelfristig wieder Boden gutzumachen und sich besser für kommende Herausforderungen im Markt zu positionieren.