EU-Kommission geht gegen Temu vor: Mehr Verbraucherschutz gefordert
Die Europäische Kommission hat ein Prüfungsverfahren gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu eingeleitet, mit dem Ziel, mögliche Verstöße gegen EU-Recht zu untersuchen. In den Fokus der Brüsseler Behörde rücken dabei der Schutz vor illegalen Produkten und das süchtig machende Design der Plattform. Temu wird unter anderem vorgeworfen, unzureichende Maßnahmen gegen illegale Händler zu ergreifen, die trotz Verbots immer wieder auf der Plattform aktiv werden. Ebenso wird die Plattform für ihre Belohnungsprogramme kritisch beäugt, die angeblich das Wohlbefinden der Nutzer gefährden könnten.
Bereits in einer Voruntersuchung hatte die Kommission umfangreiche Informationen von Temu verlangt, um das Wiederauftauchen unseriöser Händler zu verhindern und die Verbraucher besser zu schützen. Temu selbst versichert, seine Pflichten ernst zu nehmen und eng mit den Behörden zusammenarbeiten zu wollen, um einen sicheren Marktplatz zu garantieren.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) äußerte seine Unterstützung für das Vorgehen der EU. Hauptgeschäftsführer Stefan Genth betonte, die Einhaltung der Regeln sei unerlässlich, um fairen Wettbewerb zu garantieren. Deutsche Händler dürften aufgrund von Regelverstößen nicht benachteiligt werden, sodass bei festgestellten Verstößen gegen Temu konsequente Strafen erwartet würden.
Trotz der laufenden Untersuchungen erfreut sich Temu in Deutschland großer Beliebtheit, insbesondere wegen seiner günstigen Preise. Das Shoppingportal zählt, gemessen an der Anzahl der Bestellungen, bereits zu den führenden Onlinehändlern des Landes, obwohl es erst seit 2023 aktiv ist. Die Mehrheit seiner Kunden in Deutschland ist weiblich und über 50 Jahre alt.
Jedoch bleiben Vorbehalte bestehen: Eine Umfrage belegt, dass viele potenzielle Käufer die Qualität der Produkte auf Temu bemängeln und sich Sorgen um Fälschungen machen. Kritiker, darunter Verbraucherschützer, beanstanden zudem unfaire Wettbewerbsbedingungen und den Missbrauch rechtlicher Schlupflöcher.
Das Timing des Verfahrens ist besonders brisant, denn die Handelsbeziehungen zwischen der EU und China sind angespannt. Seit kurzem erheben die Europäer Zusatzzölle auf chinesische Elektroautos, was die Spannungen weiter erhöht. Während eine Mehrheit der EU-Staaten die Maßnahme unterstützt, fürchtet Deutschland Vergeltungsmaßnahmen gegen seine eigenen Hersteller.