Erneute Debatte um Kernenergie: Gesellschaftliche Vorliebe auf dem Prüfstand
In einer pulsierenden Diskussion rund um die zukünftige Energieversorgung Deutschlands zeichnet sich eine facettenreiche Perspektive ab. Laut einer aktuellen Umfrage, durchgeführt im Auftrag des Vergleichsportals Verivox, wünschen sich mehr als die Hälfte der 1.007 befragten Bürger eine Rückkehr zur Atomkraft. Aufschlussreich ist, dass 55 Prozent der Teilnehmer in der Online-Umfrage, die auf Daten des Meinungsforschungsinstituts Innofact basiert, sich für die Wiederaufnahme positionieren, während 36 Prozent dem Vorhaben kritisch gegenüberstehen. Ein kleinerer Teil, 9 Prozent, ist unschlüssig.
Mitte April 2023 markierte das finale Kapitel der Kernenergienutzung in Deutschland, als der letzte Vorhang für die verbleibenden Reaktoren fiel. Vorausgegangen war eine Verlängerung ihrer Laufzeit, ausgelöst durch die Energiekrise im Schatten des russischen Angriffs auf die Ukraine. Doch nun strebt die Union, unter der potenziellen Kanzlerschaft Friedrich Merz (CDU), an, die Möglichkeit zur Reaktivierung der zuletzt stillgelegten Kernkraftwerke zu prüfen.
Das Geschlechterverhältnis zeigt interessante Unterschiede: Männer tendieren eher zur Befürwortung, die ein Drittel der Bevölkerung zu einem Neubau weiterer Anlagen motiviert. Dagegen reicht es 22 Prozent, wenn lediglich die zuvor abgeschalteten Meiler wieder hochgefahren werden. Ursprünglich hätte bereits Ende 2022 der vollständige Atomausstieg erfolgen sollen, eine Entscheidung, die 2011 im Zuge des Reaktorunglücks von Fukushima von der damaligen CDU/CSU-FDP-Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel getroffen wurde.
Auf der anderen Seite genießen Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich höhere Zustimmung. Hier befürworten 57 Prozent der Befragten zusätzliche Investitionen. Gleichzeitig stoßen Konzepte zur Reaktivierung der Kernenergie auf geteilte Meinungen. Thorsten Storck von Verivox betont, dass viele Bürger keinen Widerspruch in der parallelen Verfolgung beider Richtungen sehen.
Der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, kommentiert indes, dass die Diskussion um den Bau neuer Meiler letztlich keine Wirkung auf die tatsächliche Energieversorgung in naher Zukunft haben wird. Er unterstreicht, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung gegen Null tendieren würde, sollte es zu einem derartigen Szenario kommen. Im Rahmen der laufenden Koalitionsgespräche mit der Union bleibt die Debatte dennoch ein brisantes Thema.