Englands Krankenhäuser im Ausnahmezustand: Grippefälle und die "Quad-Demie" belasten das Gesundheitssystem
Krankenhäuser in England stehen aktuell vor einer immensen Belastungsprobe, wie aktuelle Zahlen des NHS England zeigen. Die Daten belegen, dass die Anzahl der Krankenhauspatienten mit Grippe sich im Vergleich zum Beginn des Dezembers verfünffacht hat. Durchschnittlich waren in der vergangenen Woche täglich 5.408 Menschen aufgrund einer Grippe im Krankenhaus, während es in der Woche davor 4.469 und zu Monatsbeginn 1.098 waren. Auch die Zahl der Patienten in der Intensivpflege stieg von 211 auf 256 an.
Nicht nur Grippe sorgt für hohe Auslastungen: 2024 erwies sich zudem als das bislang stärkste Jahr für A&E-Dienste in England mit monatlich durchschnittlich 2,3 Millionen Besuchen. Etwa 20 Krankenhausgesellschaften meldeten in dieser Woche kritische Vorfälle, da Patienten teils bis zu 50 Stunden auf eine Behandlung warten mussten. Der NHS England führt diesen Anstieg auf „außergewöhnliche Nachfrage infolge kälterer Witterung und Atemwegsviren“ zurück.
Professor Sir Stephen Powis, nationaler Medizinischer Direktor des NHS England, verglich die aktuellen Belastungen für die Mitarbeiter mit den Spitzen der Covid-Pandemie. Besonders herausfordernd zeigt sich die Grippesaison, die in diesem Jahr früher begonnen hat. In der ersten Woche wurden 3,6-mal so viele Grippefälle behandelt wie im Vorjahreszeitraum.
Hinzu kommt der Druck durch eine "Quad-Demie" aus Grippe, Norovirus, Covid-19 und dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Powis merkte an, dass es „schwer zu erfassen sei, wie schwierig die Situation an der Front ist, da Mitarbeiter in A&E berichten, dass ihre Arbeitstage den Belastungen während der Pandemie ähneln“.
Zudem befanden sich täglich durchschnittlich über 1.100 Covid-Patienten im Krankenhaus, während 626 Menschen mit Norovirus behandelt wurden – fast 50 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Tim Gardner, stellvertretender Direktor der Policy bei der Health Foundation, kommentierte, dass „die langen Wartezeiten in und außerhalb der A&E-Abteilungen darauf zurückzuführen sind, dass die Krankenhäuser schon vor dem erwarteten Anstieg durch Grippe und andere Viren beinahe überlastet waren“.
Zwar gingen über 100.000 Bettentage im Dezember aufgrund der Grippe verloren, doch dreimal so viele wurden durch verzögerte Entlassungen verursacht, was zum Teil auf Schwierigkeiten bei der Organisation angemessener sozialer Betreuung und anderer gemeindebasierter Dienste zurückzuführen sei.