Ein turbulentes Halbjahr für Julius Bär: Einblick in Zahlen und Führungswechsel
Die Schweizer Bank Julius Bär erlebte im ersten Halbjahr einen erheblichen Rückgang des Nettogewinns um 15 Prozent, was maßgeblich mit dem Abgang ihres CEO und dem Abschreiben ihrer gesamten Exposition gegenüber der gescheiterten Immobiliengruppe Signa zusammenhing.
Das Institut meldete einen Nettogewinn von 452 Millionen Schweizer Franken (514 Millionen US-Dollar) und führte den Rückgang auf gesunkene Einnahmen zurück. Der operative Ertrag sank um 4 Prozent, da höhere Zinsaufwendungen die gesteigerte Kundenaktivität überdeckten.
Positiv hervorzuheben ist ein 11-prozentiger Anstieg bei den verwalteten Vermögen auf 474 Milliarden Schweizer Franken, insbesondere bedingt durch steigende Aktienmärkte, einen schwächeren Schweizer Franken und einen Nettozufluss von 3,7 Milliarden Schweizer Franken an neuem Kapital.
"Nach einem herausfordernden Jahresauftakt gewinnt Julius Bär nun wieder an Schwung," erklärte Interims-CEO Nic Dreckmann.
Ein noch gravierenderer Einbruch wurde vor sechs Monaten festgestellt, als Julius Bär einen 52-prozentigen Rückgang der Jahresgewinne verzeichnete und gezwungen war, seine Privatkreditgeschäftssparte zu schließen, nachdem der größte Kunde, Signa, zusammenbrach. Dies führte letztlich zum Abgang des damaligen CEOs, Philipp Rickenbacher.
Die gravierendste Krise für Julius Bär seit fünf Jahren gipfelte in der Abschreibung der gesamten Exposition von 606 Millionen Schweizer Franken gegenüber Signa. Am Donnerstag gab die Bank bekannt, dass ihr Kreditbuch für Privatkredite seit Februar von 800 Millionen auf 600 Millionen Franken reduziert wurde und der Rückbau planmäßig bis Ende 2026 abgeschlossen sein soll.
Das Privatkreditgeschäft war vor fünf Jahren ins Leben gerufen worden, um bestehenden Kunden Kredite für ihre nicht börsennotierten Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Im Verlauf wurde die Bank jedoch zunehmend Signa ausgesetzt, dem schwer verschuldeten Immobilienimperium von René Benko, dessen Vermögenswerte Häuser wie die Selfridges Group und das berühmte deutsche Kaufhaus KaDeWe umfassen.
Mit dem Anstieg der Zinsen begann Signa im letzten Jahr zu kollabieren, was zu einer Untersuchung der Schweizer Aufsichtsbehörde Finma über die internen Risikokontrollen von Julius Bär führte. Angesichts des zunehmenden Drucks von Aktionären und Regulierungsbehörden schloss Julius Bär das Spezialkreditgeschäft, und Rickenbacher trat nach fünf Jahren als CEO zurück.
Die Aktie der Bank verlor am Donnerstag im frühen Handel fast 9 Prozent an Wert.
In dieser Woche kündigte Julius Bär an, Stefan Bollinger, einen Privatbanker von Goldman Sachs, als neuen Chief Executive eingestellt zu haben. Bollinger, der derzeit Co-Leiter des Privatvermögensverwaltungsgeschäfts von Goldman für Europa, den Nahen Osten und Afrika ist, wird spätestens im Februar die Leitung der Schweizer Gruppe übernehmen.
