Douglas stürzt nach Gewinnwarnung ab
Mitten in einer ohnehin fragilen Marktlage hat der Kosmetikhändler Douglas am Donnerstagabend eine massive Gewinnwarnung veröffentlicht. Umsatz- und Ergebniserwartungen für das laufende Geschäftsjahr wurden deutlich nach unten korrigiert – nur wenige Wochen nach bereits gesenkten Ebitda-Zielen.
Der Aktienkurs sackte daraufhin am Freitagmorgen auf Xetra um über 22 Prozent ab. Seit dem Börsengang im vergangenen Jahr hat die Aktie mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Eine operative Trendwende ist nicht in Sicht.
Ausgerechnet jetzt: Konsumverzicht trifft Luxussegment
Douglas-CEO Sander van der Laan fand klare Worte: Die wirtschaftlichen und politischen Spannungen hätten nun auch den europäischen Premium-Beauty-Markt erreicht. Besonders in den Kernmärkten Deutschland und Frankreich sei das Kaufverhalten deutlich zurückhaltender geworden – sowohl im stationären Handel als auch online.
Die Folge: Das Unternehmen rechnet nur noch mit einem Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro – ein Rückgang gegenüber der bisherigen Zielspanne von 4,7 bis 4,8 Milliarden Euro.
Auch bei der Ebitda-Marge muss Douglas Federn lassen: Erwartet werden nun 17 Prozent (ca. 765 Mio. Euro), statt der zuvor angestrebten Spanne von 855 bis 885 Millionen Euro. Unterm Strich soll ein Nettogewinn von 175 Millionen Euro bleiben – statt bis zu 265 Millionen Euro.
Vom Hoffnungsträger zum Problemfall
Der Börsengang der Douglas-Aktie im vergangenen Jahr war mit viel Erwartung verbunden. 26 Euro lautete der Ausgabepreis – erreicht wurde er nie. Im Gegenteil: Die Aktie rutschte bereits kurz nach Handelsstart unter ihren Startwert und hat seither kontinuierlich an Wert verloren. Mit dem jüngsten Rückschlag summiert sich das Minus seit Jahresbeginn auf rund 44 Prozent.
Für Anleger, die auf eine rasche operative Erholung nach dem verhaltenen IPO gesetzt hatten, ist die Entwicklung ernüchternd. Die Marktbedingungen, auf die Douglas-Chef van der Laan nun verweist, waren bereits zum Zeitpunkt des Börsengangs absehbar – steigende Zinsen, geopolitische Unsicherheiten und ein schwaches Konsumklima.
Sanierung per Rotstift
Douglas versucht gegenzusteuern. Der Konzern kündigte ein Maßnahmenpaket an, das von Kostensenkungen in Verwaltung und Vertrieb bis zur Optimierung des Nettoumlaufvermögens reicht. Zudem will man Investitionen gezielter steuern und Margen absichern. Auch die mittelfristigen Ziele werden überprüft – insbesondere im Hinblick auf die Verschuldung.
Dabei hatte Douglas erst vor wenigen Monaten große Pläne skizziert. Ein internationales Filialwachstum, profitabler E-Commerce-Ausbau, stärkere Margen – all das scheint nun auf dem Prüfstand. Am 15. Mai will das Unternehmen im Rahmen der Zahlen zum zweiten Quartal konkretere Angaben machen. Ob Anleger bis dahin durchhalten, bleibt fraglich.
Eine Branche im Gegenwind
Douglas ist nicht allein: Auch andere Anbieter im höherpreisigen Konsumgütersegment spüren die Zurückhaltung der Kunden. Zwar ist die Beauty-Branche traditionell etwas robuster als etwa Mode oder Möbel – doch auch sie bleibt nicht immun gegen sinkende Reallöhne und wirtschaftliche Unsicherheit.
Das „Lipstick Index“-Narrativ, dem zufolge Menschen in Krisen verstärkt in Kosmetik investieren, verliert an Schlagkraft, wenn selbst Lippenstifte zum Luxusgut werden.
Insbesondere Frankreich und Deutschland, die beiden wichtigsten Märkte für Douglas, leiden unter gedrücktem Verbrauchervertrauen. Hinzu kommt die Online-Konkurrenz durch spezialisierte Anbieter und internationale Plattformen – mit schlankeren Kostenstrukturen und aggressiveren Preismodellen.