Deutsche Bahn startet umfassende Modernisierung: Die Riedbahn wird saniert
Zwischen Frankfurt und Mannheim beginnt in wenigen Tagen der wohl bedeutendste Modernisierungsprozess der Deutschen Bahn der letzten Jahre. Bis 2030 sollen insgesamt 40 Strecken umfassend erneuert werden, um die stark beeinträchtigte Zuverlässigkeit der Bahn nachhaltig zu verbessern.
Die Auftaktsanierung betrifft die Riedbahn, eine zentrale Strecke, die ab Montag für fünf Monate komplett gesperrt wird. Auf diesem Abschnitt kam es zuletzt täglich zu mindestens einer Störung, was oft auch deutschlandweite Verspätungen zur Folge hatte. Die umfassenden Bauarbeiten sollen diese Probleme langfristig lösen. Die Erwartungen an die Sanierung sind entsprechend hoch.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Bahn-Infrastruktur erheblich vernachlässigt, weshalb Bund und Bahn im vergangenen Jahr beschlossen, Milliardensummen in die Modernisierung zu investieren. Anders als bislang üblich, sollen die Hauptstrecken nicht mehr bei laufendem Betrieb, sondern während monatelanger Totalsperrungen umfassend saniert werden. Danach genießen die Strecken für mehrere Jahre Baufreiheit.
Die Riedbahn wird vom 15. Juli bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember vollständig lahmgelegt. In dieser Zeit sollen nicht nur zahlreiche Bauteile ausgetauscht, sondern auch eine digitale Aufrüstung vorgenommen werden. Ein ähnliches Vorgehen ist für viele weitere Strecken geplant. Ab August 2025 folgt beispielsweise die Strecke zwischen Hamburg und Berlin, deren Bauzeit im Gegensatz zur ursprünglichen Planung neun Monate betragen wird.
Die Riedbahn ist eine der am stärksten befahrenen Strecken Deutschlands, täglich frequentiert von über 300 Zügen im Regional-, Fern- und Güterverkehr. Dies umfasst etwa 60.000 Fernverkehrsreisende täglich sowie 16.000 im Regionalverkehr. Die Strecke ist zudem ein bedeutender Gütertransportkorridor, der drei von elf transeuropäischen Güterverkehrskorridoren verbindet.
Während der Sperrung werden schätzungsweise zwei Drittel der ICE- und IC-Züge westlich und östlich der Riedbahn umgeleitet, was die Reisezeit um etwa 30 Minuten verlängert. Das verbleibende Drittel der Züge fällt aus oder wird anderweitig geführt. Im Regionalverkehr werden sämtliche Züge durch Busse ersetzt. Die Deutsche Bahn hat dafür 150 speziell ausgestattete Busse sowie 400 neue Fahrerinnen und Fahrer bereitgestellt.
Die umfangreichen Sanierungsarbeiten umfassen den Einbau von 140 Kilometern Oberleitungen, 150 Weichen, 265.000 Schwellen und 120 Kilometern Gleisen. Zudem werden 20 Bahnhöfe entlang der Strecke modernisiert und neue Signal- sowie Stellwerkstechnik installiert. Die gesamten Kosten belaufen sich auf etwa 1,3 Milliarden Euro.
Die Sanierungen sollen die altersschwache Schieneninfrastruktur Deutschlands schrittweise erneuern und robuster machen. Bis es soweit ist, stellen die notwendigen Sperrungen jedoch eine weitere Belastung für Fahrgäste und andere Bahnkunden dar. Vor allem im Güterverkehr gibt es Bedenken, dass enge Zeitpläne nicht eingehalten werden könnten und wichtige Arbeiten eventuell nicht nachgeholt werden dürfen.
Auch in Zukunft wird es Baustellen geben: Angesichts des schlechten Gesamtzustands des Schienennetzes unvermeidbar, graut es wohl manchen Bahnkunden bereits vor den kommenden Belastungen.