Deutsche Bahn: Generalsanierung auf der Strecke Hamburg-Berlin als nächste große Herausforderung
Die Deutsche Bahn steht vor einer entscheidenden Phase ihrer Infrastrukturmodernisierung. Wie Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der Bahn-Infrastrukturgesellschaft InfraGo, betont, ist die bevorstehende Generalsanierung der Strecke zwischen Hamburg und Berlin nur der Beginn eines umfassenden Erneuerungsprogramms.
Bis 2030 plant die Deutsche Bahn, über 40 stark frequentierte Korridore zu modernisieren, um die Pünktlichkeit zu erhöhen. Den Auftakt bildet die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim ab 2024, gefolgt von der Strecke Hamburg-Berlin ab August 2023. Der Korridor Hamburg-Berlin stellt die Bahn vor besondere Herausforderungen aufgrund seiner Länge von fast 280 Kilometern.
Die komplexe Logistik, einschließlich des Transports von 181 Kilometern Gleisen, über 200 Weichen und rund 70 Kilometern Oberleitung, erfordert eine präzise Planung. Während der Bauarbeiten werden Fernzüge über Uelzen und Salzwedel umgeleitet, was die Reisezeit um mindestens 45 Minuten verlängert. Ein Ersatzverkehr mit Bussen soll im Regionalverkehr Entlastung bieten.
Ein zentraler Aspekt der Modernisierungsprojekte ist die Nutzung des elektronischen Zugleitsystems ETCS, das bei der Riedbahn umfassend umgesetzt wurde. Für die Strecke Hamburg-Berlin besteht jedoch keine durchgehende ETCS-Ausrüstung, um Kosten zu sparen. Nagl verteidigte diese Entscheidung, da parallele Sicherungssysteme hohe Kosten verursachen und Ressourcen binden, die andernorts dringender benötigt werden – wie etwa bei der Modernisierung alter Stellwerke.
Die bereits abgeschlossene Sanierung der Riedbahn hat laut Nagl positive Effekte auf den Nahverkehr gezeigt, obwohl der Einfluss auf den Fernverkehr begrenzt bleibt. Verkehrsminister Volker Wissing äußerte sich optimistisch über die erhöhte Zuverlässigkeit der sanierten Streckenabschnitte und deren Beitrag zur Stabilität des gesamten Bahnsystems.