Deutsche Bahn bremst Netzverfall mit Milliardeninvestitionen
Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr mit milliardenschweren Investitionen einen weiteren Verfall ihres Schienennetzes zumindest teilweise stoppen können. Besonders bei Bahnhöfen, Weichen und Gleisen zeigt sich eine positive Trendwende, wie aus dem aktuellen "Netzzustandsbericht" für 2024 hervorgeht. Laut diesem Bericht bleibt die Gesamtnote des Netzes stabil bei einem durchschnittlichen Schulnotensystem von 3,0, was erstmals keine Verschlechterung seit Einführung des Systems im Jahr 2021 darstellt. Diese Entwicklung ist das Resultat hoher Investitionen, die bereits von der vorherigen Bundesregierung eingeleitet wurden.
Im Jahr 2024 wurden knapp 20 Milliarden Euro in die Infrastruktur investiert, wie Philipp Nagl, Chef der DB InfraGo, mitteilte. Er betont die Dringlichkeit, diese Investitionen auch langfristig zu sichern. Trotz der genannten Erfolge befinden sich jedoch viele Anlagen weiterhin in einem unbefriedigenden Zustand. So sind Bahn-Anlagen im Wert von fast 110 Milliarden Euro noch als "schlecht", "mangelhaft" oder "einschränkend" eingestuft, was etwa 17 Prozent des Gesamtwertes entspricht.
Die Auswirkungen auf die Fahrgäste sind weiterhin spürbar, da ein signifikantes Drittel der Fernzüge im März verspätet unterwegs war. Um die Pünktlichkeitsquote zu verbessern, plant die Bahn bis in die 30er Jahre umfassende Sanierungen von über 40 vielbefahrenen Schienenkorridoren. Ein erfolgreicher Vorreiter dieses Ansatzes ist die Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, deren Zustand sich erheblich verbessert hat. Auch die Strecke Hamburg-Berlin wird dieses Jahr saniert und für etwa neun Monate gesperrt sein.
Die Aufmerksamkeit liegt auch auf Personenbahnhöfen, deren Empfangsgebäude im Bericht nur mit der Note 3,58 bewertet werden. Ein leichter Fortschritt ist jedoch durch die Investitionen bemerkbar, da sich die Durchschnittsbewertung der Bahnhöfe auf 3,03 verbessert hat. Gleichzeitig hat sich der Zustand der Leit- und Sicherungstechnik verschlechtert, da viele Anlagen veraltet und wartungsanfällig sind. Die Digitalisierung der Stellwerktechnik ist daher entscheidend für die künftige Pünktlichkeit.
Die Bundesregierung plant, die Investitionen in das Schienennetz weiter zu erhöhen. Ein Infrastrukturfonds für die Eisenbahn steht dabei im Zentrum der Pläne, die auch im Koalitionsvertrag festgehalten sind. Die notwendigen Mittel könnten sich auf bis zu 500 Milliarden Euro belaufen. Die Deutsche Bahn selbst hat einen Investitionsbedarf von bis zu 150 Milliarden Euro bis 2034 angemeldet, um das Netz zu modernisieren und zu digitalisieren. Dazu kommen erwartete Haushaltsmittel in Höhe von rund 140 Milliarden Euro.
Fahrgäste können somit auf Verbesserungen in den kommenden Jahren hoffen. Die vorherige Regierung hatte als Ziel eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 im Vergleich zu 2015 und eine Erhöhung des Güterverkehranteils auf 25 Prozent gesetzt. Letzteres findet sich im aktuellen Koalitionsvertrag nicht mehr.