Depot im Neuanfang: Rückzug und Neuausrichtung im hart umkämpften Deko-Markt
Der Deko-Händler Depot plant einen tiefgreifenden Strategiewechsel und zieht sich aus zahlreichen Standorten in Deutschland zurück. Nach bereits erfolgten Schließungen von 45 Filialen in den ersten Monaten des Jahres, wird der Einzelhändler im April und Mai 54 weitere Geschäfte schließen. Dieser Schritt ist Teil eines umfassenden Umstrukturierungskonzepts, wie der Eigentümer Christian Gries gegenüber der Deutschen Presse-Agentur enthüllte. Noch sind nicht alle Gespräche mit den Vermietern abgeschlossen, sodass die endgültige Liste der Schließungen weiter wachsen könnte.
Künftig sollen nur noch zwischen 150 und 180 Filialen bestehen bleiben, was einen Verlust von etwa 2.000 Arbeitsplätzen zur Folge haben wird – ein harter Einschnitt für die Belegschaft, die derzeit 3.300 Personen umfasst. Gries betont, dass die Restrukturierung notwendig sei, um langfristig wieder erfolgreich zu wirtschaften. Der Fokus liegt auf der Optimierung der Kostenstruktur und der Wiederbelebung von Depot, nachdem bereits im letzten Jahr eine signifikante Reduzierung des Filialnetzes vorgenommen wurde.
Vor der Pandemie waren in der unterfränkischen Heimat der Kette, Niedernberg, noch rund 400 Geschäfte am Start. Doch die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen führten im Juli 2024 zu einem Insolvenzantrag in Eigenverwaltung. Depot wird künftig als Teil der neu gegründeten GDC Deutschland GmbH agieren. Diese Übertragung der Vermögenswerte ist durch den Gläubigerausschuss genehmigt worden, und Gries bleibt neben Marco De Benedetti, dem ehemaligen Deutschlandchef von Tupperware, Teil der Führungsspitze.
Der stationäre Handel, insbesondere die Nonfood-Branche, kämpft mit schwächelnder Konsumstimmung und einem erweiterten Konkurrenzfeld. Während Kodi im Jahr 2024 ebenfalls in die Insolvenzfalle tappte, zieht sich auch Aldi aus dem Online-Shop-Geschäft zurück. Dagegen gewinnen Unternehmen wie Temu und Action an Marktanteilen, indem sie Produkte aus dem Deko-Bereich zielgerichtet online und stationär anbieten.
Gries zeigt sich entschlossen, Depot durch Kreativität und schnelle Reaktion auf neue Trends zu revitalisieren und verstärkt auf E-Commerce zu setzen. Ein Großteil der Artikel soll zukünftig früher online erhältlich und direkt aus Asien geliefert werden. Neben den verbleibenden Filialen plant Depot, weiterhin kleinere Verkaufsflächen in Supermärkten wie Rewe und Edeka zu betreiben. Auch international nötigen die Umstände zu Anpassungen: In Österreich schrumpfte das Filialnetz der Tochtergesellschaften erheblich, und in der Schweiz fiel der Markt gänzlich weg.
Insgesamt steckt der stationäre Einzelhandel in Deutschland in einem Umbruch. Prognosen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zufolge wird die Anzahl der Geschäfte im Land weiter zurückgehen. 2023 dürfte die Zahl der Läden um 4.500 auf lediglich 300.000 sinken – ein beachtlicher Rückgang im Vergleich zu den über 370.000 Geschäften noch im Jahr 2015.