Debatte um Karenztage: Lauterbach kritisiert Vorschlag für Lohnausfall bei Krankmeldung
Gesundheitsminister Karl Lauterbach lehnt die Idee eines unbezahlten Karenztages bei Krankmeldungen entschieden ab. In einem Interview mit MDR aktuell äußerte der SPD-Politiker Bedenken, dass solch ein Vorschlag zulasten der Arbeitnehmer gehen würde. Viele könnten sich den daraus resultierenden Lohnausfall nicht leisten, was dazu führen könnte, dass Erkrankte sich trotz Gesundheitsrisiken zur Arbeit schleppen.
Lauterbach warnt davor, dass das Erscheinen erkrankter Mitarbeiter nicht nur deren eigene Gesundheit gefährdet, sondern auch jene der Kollegen. Der Minister verwies auf mögliche Folgen von Covid-Erkrankungen, wie Long Covid, die durch eine solche Praxis noch verstärkt werden könnten.
Aus Sicht Lauterbachs ist die aktuelle Diskussion um den Krankenstand in Deutschland fehlgeleitet. Die Behauptung, dass "Blaumachen" für die hohen Krankenstände verantwortlich sei, sei realitätsfern. Vielmehr seien Langzeiterkrankungen, beispielsweise durch psychische Probleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Ursache. Diese Entwicklungen resultierten aus einer jahrelangen Vernachlässigung der Vorbeugemedizin in Deutschland, die zu einer geringeren Lebenserwartung und höheren Pflegekosten geführt habe. Er fordert daher Maßnahmen wie ein Gesunde-Herz-Gesetz.
Der Allianz-Chef Oliver Bäte hatte die Diskussion angestoßen, indem er die Wiedereinführung des Karenztages vorschlug. Damit sollten Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen, was bei einigen Ökonomen und Verbänden gemischte Reaktionen auslöste. Während vor den wirtschaftlichen Folgen der hohen Krankenstände gewarnt wird, zeigen sich Wirtschaftsexperten skeptisch gegenüber Bätes Vorschlag und den möglichen Risiken.