Debatte in der EZB: Werden höhere Kapitalanforderungen für EU-Banken veröffentlicht?
In der Europäischen Zentralbank (EZB) wird intensiv darüber diskutiert, ob ein Bericht veröffentlicht werden soll, der eine zweistellige Erhöhung der Kapitalanforderungen für große EU-Banken aufzeigt, sollten diese denselben Regelungen unterworfen werden wie ihre Pendants an der Wall Street.
Einige hochrangige Entscheidungsträger drängen darauf, zumindest Teile der Untersuchungsergebnisse bekannt zu geben, um den intensiven Lobbybemühungen der Bankenbranche entgegenzuwirken, die versuchen, die Umsetzung der Basel-Vereinbarung zu entschärfen. Hintergrund dieser Bestrebungen ist die Erwartung, dass die USA unter der neuen Administration deregulieren und möglicherweise die Basel-Regeln für ihre Banken aufweichen oder gar fallenlassen könnten.
Der sogenannte Basel III-Paket, das nach der Finanzkrise 2008 als umfassende Reform der Bankenregulierung ins Leben gerufen wurde, setzt weltweit Grenzwerte dafür, wie Banken ihre Bilanzen darstellen dürfen. Der unveröffentlichte Bericht der EZB, der bereits letztes Jahr fertiggestellt wurde, analysiert, wie sich US-Regelungen auf EU-Banken auswirken würden. Für die größten Banken in der EU würden sich die Mindestkapitalanforderungen laut Insidern um einen zweistelligen Prozentsatz erhöhen.
Einige Beamte hegen Bedenken, die Ergebnisse zu publizieren, da sie auf Annahmen beruhen, die von der Branche infrage gestellt werden könnten. Andere argumentieren, dass der Bericht auf vertraulichen Daten beruht, was eine Veröffentlichung erschwert.
Ziel der Untersuchung war es, den Aussagen der EU-Banken entgegenzutreten, ihre Kapitalisierung sei bereits höher als die ihrer US-Rivalen. Eine von der European Banking Federation in Zusammenarbeit mit Oliver Wyman erstellte Studie behauptete, dass die Eigenkapitalquote der größten EU-Banken im Durchschnitt 3,1 Prozentpunkte höher sei als die ihrer amerikanischen Konkurrenten.
Der stärkere Einsatz eigener Modelle durch EU-Banken, um das Risikoprofil ihrer Vermögenswerte abzuschwächen, führt zu höheren Kapitalquoten. US-Banken sind in diesen Bilanzierungspraktiken stärker eingeschränkt. Dazu kommen größere "Managementpuffer" der europäischen Banken über die Mindestanforderungen hinaus.
Das EU-Gesetz zur Umsetzung der Basel-Regelungen wurde dieses Jahr finalisiert und wird in den kommenden acht Jahren umgesetzt. Anpassungen bei der Umsetzung durch die EU-Gesetzgeber führten zu Erleichterungen für kleine Unternehmen und Hypothekenfinanzierungen, während in den USA eine geplante Erhöhung der Kapitalanforderungen durch den Fed nach großer Kritik zurückgenommen wurde.
Claudia Buch, Vorsitzende der Aufsicht bei der EZB, hob in einem Vortrag in Amsterdam hervor, dass Europa an den Basel-Plänen festhalten sollte, unabhängig von den Entscheidungen der USA. Die Kapitalanforderungen für große Wall-Street-Banken seien ohnehin deutlich höher als die für europäische Banken.