Dax im freien Fall: Börsen von Zollpolitik erschüttert
Der Dax geriet zu Wochenbeginn erneut unter Druck und setzte seinen Abwärtstrend aufgrund der harten US-Zollpolitik fort. Der Leitindex fiel beim Handelsstart um rund 10 Prozent, bevor er bis zum Mittag ein Minus von 4,80 Prozent auf 19.651,66 Punkte verzeichnete.
Dies markiert den dritten Verlusttag in Folge und das Unterschreiten der wichtigen 200-Tage-Durchschnittslinie, die für den langfristigen Trend von Bedeutung ist. Die Kursgewinne seit Jahresbeginn sind damit nahezu ausgelöscht. Auch der MDax, die Liste der mittelgroßen Unternehmen, verlor am Montag weiter 4,44 Prozent auf 24.281,05 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 5,1 Prozent ein. Der globale Abwärtstrend hält an: Asiens Märkte fielen deutlich, und auch in den USA zeichnen sich Rückgänge ab.
Laut Analyst Christian Henke von IG hat die schnelle Reaktion Chinas auf die US-Zölle den „Startschuss für den nächsten Handelskrieg“ gegeben. Die neuen chinesischen Zölle auf US-Importe treten am 10. April in Kraft, und auch EU-Zölle könnten Mitte des Monats folgen. Die Handelsminister der EU beraten heute in Luxemburg über mögliche Maßnahmen gegen den US-Präsidenten Donald Trump.
Jürgen Molnar von RoboMarkets sieht die Börsenstimmung so negativ wie lange nicht mehr, da alle eine mögliche Gegenmaßnahme aus Europa fürchten. Andreas Lipkow betont, dass die Nerven der Marktteilnehmer blank liegen und die Auswirkungen der US-Strafzollpolitik derzeit kaum absehbar seien. Die Notenbanken seien wegen drohender Inflationsgefahren in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt.
Trotz der düsteren Marktstimmung hoffen einige Beobachter bereits auf eine Erholung. Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba warnen jedoch vor voreiligen Schlüssen. Marktanalyst Christoph Geyer betont, dass jede Erholung von hohen Umsätzen begleitet werden müsse, um mehr als nur ein kurzfristiges Phänomen zu sein.
Die von der anfänglichen Talfahrt stark betroffenen Rüstungstitel wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk konnten sich teilweise erholen, büßten jedoch weiterhin an Wert ein. Auch andere bisherige Star-Aktien wie Heidelberg Materials und Alzchem erlebten deutliche Verluste. Qiagen hingegen übernahm trotz des schwachen Marktumfelds mit einem Plus von 2,2 Prozent die Führung im Dax dank überraschend guter Quartalszahlen.
Bayer entwickelte sich mit einem geringeren Verlust als der Dax und hofft weiter auf eine Lösung in den US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten vor dem obersten Gericht. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Fall „Durnell“ am US Supreme Court verhandelt wird — die Hoffnung der Leverkusener auf ein positives Urteil ist groß, um die Rechtsstreitigkeiten zu verringern.