Datenadern unter Druck: Wie verletzlich die westliche Infrastruktur wirklich ist
Sabotage oder Zufall?
Ein Bruch zweier Unterwasserdatenkabel in der Ostsee sorgt für internationale Besorgnis. Die beschädigten Verbindungen – C-Lion1 zwischen Deutschland und Finnland sowie ein Kabel von Telia Lietuva zwischen Schweden und Litauen – sind essenziell für die Internetkommunikation und Cloud-Dienste.
Experten halten Sabotage für wahrscheinlicher als eine natürliche Ursache. Während Reparaturen Wochen dauern können, steht Finnland aktuell ohne direkte Verbindung nach Mitteleuropa da.
Was Unterseekabel so verletzlich macht
Datenkabel wie C-Lion1 transportieren riesige Mengen an Internetdaten – ein einzelnes Kabel reicht aus, um einen Nationalstaat zu vernetzen. Trotz ihrer robusten Bauweise aus Glasfaser, Kupfer und Stahlschichten sind sie gegen gezielte Angriffe nicht geschützt. „Eine Sprengladung oder ein Unterwasserroboter mit hydraulischen Werkzeugen genügen, um die Datenadern zu kappen“, erklären Experten.
Trotz modernster Schutzmaßnahmen wie Kabelgräben und Panzerung gehen rund 40 Prozent der Schäden auf Fischereigeräte und 15 Prozent auf ankernde Schiffe zurück. Sabotage bleibt jedoch ein zunehmendes Risiko, wie die aktuellen Fälle in der Ostsee zeigen.
Die wirtschaftlichen Folgen: Ein empfindliches System
Die über 1,2 Millionen Kilometer langen Glasfaserkabel bilden das Rückgrat der globalen Wirtschaft. Sie verbinden Börsen, ermöglichen internationale Finanztransaktionen und betreiben Cloud-Infrastrukturen.
Eine Unterbrechung, wie sie Finnland jetzt erlebt, gefährdet nicht nur die digitale Kommunikation, sondern kann Unternehmen empfindlich treffen.
„Abgesehen von nuklearen Szenarien gibt es wenige Bedrohungen, die so existenziell sind wie der Ausfall dieser Kabel“, warnte der ehemalige britische Premierminister Rishi Sunak.
Spionage und Sabotage durch Großmächte?
Insbesondere Aktivitäten russischer und chinesischer Marineforschungsschiffe entlang bekannter Kabelrouten werfen Fragen auf. Internationale Gewässer unterliegen keiner staatlichen Kontrolle, was potenzielle Angriffe oder Spionageaktionen schwer nachweisbar macht.
Zwar lassen sich Schäden durch Time Domain Reflectometry (TDR) lokalisieren, doch eine Reparatur ist zeitaufwendig und teuer. Weltweit stehen nur 80 spezialisierte Schiffe für solche Einsätze bereit.
Zukunft ohne Sicherheit?
Der Vorfall zeigt, dass westliche Staaten bei der Sicherung ihrer digitalen Infrastruktur nahezu machtlos sind. Trotz technologischer Fortschritte bleibt der Schutz vor gezielter Sabotage begrenzt. Die Abhängigkeit von wenigen Verbindungspunkten macht Systeme anfällig – nicht nur für physische Angriffe, sondern auch für geopolitische Spannungen.
„Wir müssen überlegen, wie wir diese Infrastruktur widerstandsfähiger machen“, fordert ein Experte. Redundanz und stärkere internationale Sicherheitsabkommen könnten erste Schritte sein.