Cyberkriminalität im Aufwind: Synthetische Identitäten als Herausforderung
Die zunehmende Cyberkriminalität stellt weltweit eine immer größere Bedrohung dar. Fachleute erwarten, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren weiter verstärken wird. Kriminelle verbergen ihre Identitäten zunehmend hinter erfundenen Persönlichkeiten, sogenannten synthetischen Identitäten, wie Stephen Topliss von Lexis Nexis Risk Solutions betont. Diese Entwicklung stellt Unternehmen, insbesondere im E-Commerce, vor erhebliche Herausforderungen.
Die Grundlage für solche identitätsbezogenen Betrügereien bilden oftmals Datenlecks. Die Täter kombinieren dabei echte Informationen, wie etwa Kreditkartennummern und Adressen, mit erfundenen Daten. Martin Kreuzer von Munich Re hebt hervor, dass zudem KI-gesteuerte Methoden zum Einsatz kommen, um komplett synthetische Identitäten zu schaffen. Auch die Nutzung bereits bestehender Identitäten, die digital zerteilt und neu zusammengesetzt werden, wird immer häufiger beobachtet.
Im Online-Handel gehören Identitätsbetrüge zu den gängigsten Bedrohungen, wie eine Erhebung des Handelsverbands Deutschland (HDE) zeigt. Laut der Umfrage von Crif haben 92 Prozent der deutschen E-Commerce-Unternehmen bereits Erfahrungen mit falschen Kundenidentitäten gemacht. Dies führt zu hohen finanziellen und personellen Belastungen für die Unternehmen.
Daneben dient identitätsbasierter Betrug oftmals als Einstiegspunkt für Cyberkriminelle. Mithilfe von KI werden zudem vermehrt Phishing-Kampagnen und neuartige Schadsoftware entwickelt, was die Risiken für Unternehmen weiter erhöht. Eine weitere Komplexität entsteht dadurch, dass es aktuell keinen international standardisierten Ansatz zur Identitätsprüfung gibt, wie Ralf Wintergerst von Giesecke+Devrient betont. In Anbetracht des globalen Finanzverkehrs ist eine Harmonisierung jedoch essenziell, um der Cyberkriminalität effektiv entgegenzuwirken.