Chinas Investoren kehren US-Staatsanleihen den Rücken – Europa rückt als Sicherheitsanker in den Fokus
Chinesische Großanleger ziehen sich zunehmend aus US-Staatsanleihen zurück. Nach Einschätzung der Deutschen Bank investieren institutionelle Kunden verstärkt in europäische und japanische Anleihen sowie in Gold. Grund ist weniger die Attraktivität der Alternativen als vielmehr das politische Risiko: Die jüngste Zolloffensive der US-Regierung unter Präsident Trump hat Zweifel am Sicherheitsstatus von Treasury Bonds genährt.
„Wir beobachten eine deutliche Diversifikation weg vom US-Dollar“, sagte Lillian Tao, Leiterin des China-Makrovertriebs bei der Deutschen Bank. Besonders europäische Staatsanleihen hoher Bonität – darunter deutsche Bundesanleihen, aber auch spanische und italienische Titel – rückten in den Fokus chinesischer Investoren. Der Trend kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die Europäische Zentralbank mit weiteren Zinssenkungen rechnet und Deutschland ein umfangreiches Investitionspaket beschlossen hat.
Der Rückzug chinesischer Kapitalgeber erfolgt aus einer Position strategischer Vorsicht. Zwar gelten US-Treasuries aufgrund der gestiegenen Renditen nach dem Kursrutsch vielerorts wieder als attraktiv – doch die politischen Rahmenbedingungen lassen viele zögern. „Die aktuelle Bewertung wird als verlockend wahrgenommen, aber viele Kunden fragen sich, ob sie hier in ein fallendes Messer greifen würden“, so Tao.
Chinas Rolle als zweitgrößter ausländischer Halter von US-Schuldtiteln rückt angesichts der Kapitalströme erneut ins Rampenlicht. US-Finanzminister Scott Bessent wies zwar jüngst Spekulationen über einen großangelegten Ausverkauf zurück. Dennoch mehren sich Anzeichen, dass Marktteilnehmer ihre Allokationen grundlegend überdenken.
Während Kapitalbewegungen in Richtung Euro und Yen zunehmen, geraten die USA als globaler „safe haven“ ins Wanken. Die Volatilität am Markt für US-Staatsanleihen bleibt hoch – ebenso wie die Unsicherheit über künftige handelspolitische Maßnahmen aus Washington. In diesem Umfeld gewinnen Regionen an Relevanz, die bislang außerhalb des Fokus lagen. „Für viele ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, Portfolioallokationen substanziell neu zu denken“, sagt Tao.