China investiert massiv in Stromnetzausbau für mehr erneuerbare Energien
China hat das größte Wachstum im Bereich erneuerbarer Energien in der Geschichte ins Leben gerufen und erhöht nun seine Investitionen in die Stromübertragung, um sicherzustellen, dass alle diese sauberen Energien auch Haushalte und Unternehmen erreichen. Laut der Nationalen Energieverwaltung stiegen die Ausgaben für die Stromübertragung in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres um 19% auf 529 Milliarden Yuan (72 Milliarden USD). Die Finanzierung neuer Stromerzeugungskapazitäten war mit 866,5 Milliarden Yuan zwar größer, wuchs jedoch nur um 12%. Dies lässt vermuten, dass die jährlichen Investitionen in das Netz schneller gewachsen sind als die in Erzeugungsprojekte – ein Novum seit 2018.
Auch im laufenden Jahr wird die Investition in die Infrastruktur weiter steigen. State Grid Corp. of China, der größte Betreiber des Landes, versprach, die Ausgaben bis 2025 auf über 650 Milliarden Yuan zu erhöhen, nachdem im vergangenen Jahr ein Budget von 600 Milliarden Yuan festgelegt worden war. Auch China Southern Power Grid Co., ein weiterer großer Betreiber, plant laut eigenen Angaben, die Investitionen in Netzwerkausrüstungen bis 2027 um mehr als die Hälfte zu steigern.
Sowohl die chinesischen Strommärkte als auch Unternehmen haben großes Interesse an diesem Ausbau, da eine schnellere Netzerweiterung die Nachfrage nach Kupfer ankurbeln wird, so Wei Lai, stellvertretender Handelsleiter bei Zijin Mining Investment Shanghai Co. Auch andere Metalllieferanten von Stahl über Aluminium bis Zink verlassen sich auf die Energiewende, um die aufgrund des Einbruchs im Immobiliensektor verlorene Nachfrage zu ersetzen.
Chinas Kapazitäten in Wind- und Solarenergie haben sich von 2020 bis 2024 auf 1.350 Gigawatt mehr als verdoppelt und übertreffen damit alle Kraftwerke in den USA. Diese Energie ist zwar günstig und sauber, bringt jedoch Herausforderungen mit sich: Sie ist wetterabhängig und wird oft in entlegenen Gebieten erzeugt. Das bedingt den Ausbau von Stromleitungen und Energiespeicheranlagen, um den Strom dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird.
Bereits jetzt müssen einige Regionen in China die Stromerzeugung aus Wind und Sonne tagsüber herunterfahren, weil die lokalen Netze die Leistung nicht bewältigen können. Die Nutzungsraten beider Technologien sinken langsam, sind jedoch immer noch besser als früher. Zum Beispiel musste im ersten Halbjahr 2016 fast die Hälfte der Windkraft in Gansu gedrosselt werden.
Deshalb läuft die Uhr für Netzbetreiber. Trotz aller Investitionen in Wind und Sonne halten fossile Brennstoffe, insbesondere Kohle, hartnäckig ihren Anteil an der Stromerzeugung. Ein Versäumnis, sich rechtzeitig anzupassen, könnte das Tempo des Ausbaus erneuerbarer Energien verlangsamen und ein weiteres Hindernis für Chinas Energiewende darstellen.