Carlos Tavares verlässt Stellantis: Ein Führungswechsel mit Signalwirkung
Die Automobilindustrie erlebt derzeit einen bemerkenswerten Führungswechsel: Carlos Tavares hat seinen Posten als CEO des französisch-italienischen Fahrzeugbauers Stellantis niedergelegt und damit unerwartet für Gesprächsstoff gesorgt. In einem kürzlich erschienenen Interview mit der portugiesischen Zeitung Expresso legte Tavares dar, dass seine Entscheidung auf strategische Differenzen mit dem Vorstand zurückzuführen sei. Der Abgang, der als "einvernehmlich" bezeichnet wurde, erfolgte im gemeinsamen Einvernehmen mit dem Vorsitzenden John Elkann.
Hinter den Kulissen berichteten Insider, dass Tavares' ehrgeizige Zielvorgaben für die Unternehmensvision auf Widerstand stießen. Einige Vorstandsmitglieder hielten diese für nicht realisierbar oder gar potenziell schädlich. Ein zentrales Anliegen des scheidenden CEO war es, die Integrität des Unternehmens zu wahren und strategische Fehlentwicklungen durch Meinungsverschiedenheiten zu verhindern. Immerhin beschäftigt Stellantis weltweit 250.000 Mitarbeiter und generiert einen Umsatz von 190 Milliarden Euro.
Tavares, der sich weder verletzt noch reumütig über den Entscheid äußerte, wurde zuvor als eine der angesehensten Führungspersönlichkeiten der Automobilbranche wahrgenommen. Doch zuletzt geriet seine Leitung aufgrund rückläufiger Verkaufszahlen in Nordamerika in die Kritik. Dies führte im September dazu, dass Stellantis eine Gewinnwarnung für 2024 ausgab. Kritiker bemängelten, dass die Preispolitik des Unternehmens in wichtigen Märkten unter Tavares nicht konkurrenzfähig war.
Im Interview äußerte sich Tavares auch zur gegenwärtigen Umbruchphase der Autoindustrie, die er als den Beginn einer "darwinischen" Ära beschreibt. Entscheidungen im Angesicht dieser "Stürme" müssten schnell und pragmatisch getroffen werden, ganz ohne theoretische Diskussionen über die beste Herangehensweise.