Boeing darf Boeing 737-9 Max wieder fliegen lassen, Produktion aber vorerst gestoppt
Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat das Verfahren für Inspektionen an den Boeing-Jets des Typs 737-9 Max genehmigt, die nach einem Beinahe-Unglück vorübergehend stillgelegt waren. Dies ermöglicht den Fluggesellschaften, bereits am kommenden Wochenende wieder Passagiere mit diesen Flugzeugen zu befördern. Allerdings hat die Panne für Boeing selbst Konsequenzen, da der Hersteller vorerst die Produktion der gesamten Max-Familie nicht ausbauen darf.
Bei einem Vorfall am 5. Januar brach kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpfteil einer nahezu neuen 737-9 Max von Alaska Airlines heraus. Die Variante der 737-9 Max verfügt an dieser Stelle über eine Abdeckung anstatt einer Tür. Die FAA und andere Behörden ordneten daraufhin an, alle rund 170 ähnlichen Flugzeuge des Typs zur Inspektion am Boden zu lassen. Glücklicherweise wurde bei dem Vorfall niemand ernsthaft verletzt, da die beiden Plätze direkt an der Öffnung unbesetzt waren.
Die FAA hat nun spezielle Anweisungen zur Kontrolle der Befestigungselemente gegeben. Es wurde festgestellt, dass auch bei weiteren Maschinen des gleichen Typs von Alaska und United Airlines an dieser Stelle lockere Befestigungsteile vorhanden waren. Fluggesellschaften in der EU sind von dem betroffenen Modell nicht betroffen.
Die Inspektion der Flugzeuge dauert mehr als zehn Stunden pro Maschine. Alaska Airlines plant, bereits am Freitag die ersten überprüften Flugzeuge wieder in den Flugplan aufzunehmen, während United Airlines den Sonntag anpeilt. Alaska Airlines strebt an, Anfang Februar wieder alle 65 Flugzeuge des Typs in Betrieb zu haben. Die Stilllegung wird das Unternehmen schätzungsweise rund 150 Millionen Dollar kosten.
Der Vorfall hat weitreichende Konsequenzen für Boeing und seine Kunden. Die FAA kündigte an, vorerst keinen weiteren Ausbau der Produktion aller Modelle der 737 Max zu genehmigen. Behördenchef Mike Whitaker betonte, dass Boeings Probleme in der Qualitätskontrolle "inakzeptabel" seien. Die FAA wird nun die Produktion der 737 Max eingehend untersuchen. Whitaker betonte, dass Boeing nicht einfach zur Tagesordnung übergehen könne.
Für Boeing bedeutet der Produktionsstopp ein Problem, da der Flugzeughersteller die vielen Bestellungen der 737 Max nur langsam abarbeitet. Derzeit baut Boeing monatlich etwa 30 Flugzeuge der Max-Familie. Ursprünglich sollte die monatliche Produktion bis 2025 oder 2026 auf 50 Flugzeuge erhöht werden.
Durch den Ausbau-Stopp droht Boeing weiterhin im Wettbewerb mit dem Rivalen Airbus ins Hintertreffen zu geraten. Airbus baut bereits rund 50 Maschinen des konkurrierenden Modells A320neo pro Monat und plant, die Produktion bis 2026 auf monatlich 75 Jets der Reihe auszuweiten. Dazu gehört auch die neue Langstreckenversion A321XLR, deren erstes Exemplar spätestens Mitte 2024 ausgeliefert werden soll.
Die Aktie von Boeing startete am Donnerstag im US-Handel mit einem Kursrückgang von etwa drei Prozent. (eulerpool-AFX)