Blick auf die Federal Reserve: Geduld im Spiel der Zinssätze
Die Frage, ob die US-Notenbank Federal Reserve bei ihrem Treffen in dieser Woche das Inflationsproblem als gelöst erklären könnte, bleibt offen. Doch darauf zu wetten, wäre voreilig. Denn die Fed bleibt hartnäckig beim Thema Inflation, die im Sommer 2022 einen Höchststand von 9 % erreichte und seitdem deutlich gesunken ist.
Unter der Leitung von Jerome Powell strebt die Fed eine Inflationsrate von 2 % an – ein Ziel, das ursprünglich vor 30 Jahren von der neuseeländischen Zentralbank eingeführt wurde. Derzeit liegt die Inflation in den USA knapp unter 3 %. Investoren sitzen auf glühenden Kohlen und befürchten, dass es länger dauern könnte als erwartet, die Rate auf 2 % zu senken – sehr zum Missfallen von Donald Trump.
Powell rät jedoch zur Geduld bei Zinssenkungen. Auf dem New York Times Dealbook Summit am 5. Dezember betonte er die Stärke der US-Wirtschaft und sagte, die Fed könne sich beim Senken der Zinssätze "etwas mehr Vorsicht leisten".
Diese Überlegungen werden sich auf das Dezember-Treffen der Fed auswirken. Ab Dienstag beginnt das Meeting, das voraussichtlich am Mittwoch endet. Dann wird erwartet, dass die Fed den Leitzins von derzeit 4,5 % bis 4,75 % auf 4,25 % bis 4,5 % senkt. Dieser lag noch im Herbst 2023 bei 5,25 % bis 5,5 %.
Das Problem für Anleger weltweit liegt jedoch darin, ob Powell ankündigt, die Zinssenkungen zu pausieren, um den Inflationsrückgang zu beschleunigen. Solch eine Erklärung könnte Teil der Mitteilung nach dem Treffen oder während Powells Pressekonferenz erfolgen.
Eine Pause birgt Risiken: Ein Wachstumsstopp bei den Aktienmärkten, die seit Trumps Wahlsieg am 5. November stark angestiegen sind, könnte folgen. Der S&P 500 verzeichnete 2024 einen Anstieg von fast 27 %, nach einem Zuwachs von 22,4 % im Jahr 2023. Auch der Nasdaq kletterte um 32,7 % auf das Jahr, nach einem unglaublichen Anstieg von 43,4 % im Jahr 2023.
Historisch betrachtet folgen auf zwei Jahre mit starken Zuwächsen oftmals weitere gute Jahre – vor allem, wenn man an die Revolution der Künstlichen Intelligenz glaubt. Jahre, die mit einer Fünf enden, sind traditionell gut für die Märkte, sofern das Vertrauen der Anleger in die Fed und die Zinssätze bleibt. Und solange die Zinsen nicht plötzlich stark steigen.
Hierbei spielt auch die Euphorie um den Chiphersteller Broadcom eine Rolle, dessen beeindruckende Quartalszahlen die Aktien letzten Freitag um 24 % nach oben schießen ließen. Mit einer Marktkapitalisierung von über einer Billion Dollar gehört Broadcom nun zu einem erlesenen Kreis von Unternehmen.