Berliner CDU beschreitet neuen Weg der Mitgliederbeteiligung
In der politischen Szenerie der Hauptstadt sorgt die Berliner CDU mit ihrer Mitgliederumfrage zum jüngst ausgehandelten Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD für Aufsehen. Nach Angaben des CDU-Landesgeschäftsführers Dirk Reitze beteiligten sich 1.403 der insgesamt 12.500 Mitglieder an der Umfrage – ein bemerkenswerter Rekord für die Landespartei. Die beispiellose Befragung ermöglichte es den Parteimitgliedern, innerhalb einer Woche zwölf Fragen zum Regierungsprogramm online zu beantworten. Nun beginnt die sachte aufregende Auswertung, deren Ergebnisse voraussichtlich nach Ostern präsentiert werden.
Bemerkenswert ist, dass sich weder die Bundespartei noch andere Landesverbände der CDU zu einem derartigen Schritt entschlossen haben. Die Hauptstadt-CDU initiierte ihre Befragung unmittelbar nach der Vorstellung des Koalitionsvertrages und kontaktierte hierzu digital ihre Mitglieder, ohne dass die Ergebnisse letztlich bindenden Charakter besitzen. Die Umfrage zielte nicht auf Zustimmung oder Ablehnung des Vertrages ab, sondern fokussierte auf spezifische politische Themen wie die Lockerung der Schuldenbremse, die Verschärfung der Migrationspolitik oder die Zukunft des Deutschlandtickets. Zudem konnten die Mitglieder Schulnoten für den Vertrag vergeben, was die Umfrage nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam machte.
Obwohl bereits einige Medien spekulierten, die Befragung diene als subtiler Seitenhieb von Berlins CDU-Chef Kai Wegner gegen den potenziellen neuen Kanzler Friedrich Merz, weist die Landespartei eine solche Interpretation entschieden zurück. Die Umfrage sei ein bewährtes Mittel der Mitgliederbeteiligung, das regelmäßig eingesetzt werde. Auch Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch betonte, dass es sich hierbei um eine langjährige Praxis handele, die keine Konfrontation mit der Bundes-CDU darstelle.
Interessant bleibt, dass verschiedene Meinungen innerhalb der CDU-Basis existieren, insbesondere da der Vertrag mit den Positionen der SPD einen Kompromiss enthält und die Umsetzung mancher Wahlversprechen von CDU-Chef Merz herausfordernd sein könnte. Kai Wegner, der im Vorfeld bereits öffentlich andere Ansichten als Merz vertrat, begrüßte den Koalitionsvertrag als richtigen Schritt zur wirtschaftlichen Vernunft und sicherheitspolitischen Konsequenz. In einem politischen Umfeld, das stets in Bewegung ist, bleibt die Spannung hoch: Während die SPD-Mitglieder bis Ende April über den Vertrag abstimmen, entscheidet die CDU auf einem kleinen Parteitag, ob der Weg für Friedrich Merz als Kanzler freigemacht wird.