Bedingungsloses Grundeinkommen: Ein Pilotprojekt mit unerwarteten Ergebnissen
Ein deutsches Pilotprojekt, initiiert vom Verein 'Mein Grundeinkommen', erforscht, wie sich ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) auf berufstätige Menschen auswirkt. Über einen Zeitraum von drei Jahren erhielten mehr als 100 Erwerbstätige monatlich 1.200 Euro, ohne Vorgaben, was sie damit zu tun hätten. Entgegen verbreiteter Bedenken führte dies nicht zu einer reduzierten Arbeitszeit, sondern offenbarte positive Effekte auf die mentale Gesundheit und Zufriedenheit der Beteiligten.
Die Studie umfasste allein lebende Menschen im Alter von 21 bis 40 Jahren mit einem Nettoeinkommen zwischen 1.100 und 2.600 Euro. Zwischen Juni 2021 und Mai 2024 bekamen 122 Teilnehmende die finanzielle Unterstützung, wobei sich 107 davon entschieden auswerten ließen, während 1.580 Personen als Vergleichsgruppe dienten. Die Teilnehmer investierten in Weiterbildung und berichteten von höherer Zufriedenheit in ihrem Beruf.
Einige erfüllten sich sogar Lebensträume; so eröffnete eine Teilnehmerin mit dem zusätzlichen Geld erfolgreich mehrere Schwimmschulen. Psychologin Susann Fiedler vom Max-Planck-Institut deutete darauf hin, dass die BGE-Gruppe erhebliche Verbesserungen in der Lebenszufriedenheit und mentalen Gesundheit verzeichnete. Die Lebenszufriedenheit stieg auf ein Niveau, das mit bedeutenden persönlichen Lebensereignissen wie einer Hochzeit vergleichbar ist.
Finanziell betrachtet, sparte die Gruppe mehr als ein Drittel der erhaltenen Summen, während der Rest in Konsum, Familie und soziale Aktivitäten floss. Die Ergebnisse stießen jedoch nicht nur auf Zustimmung. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) äußerte Zweifel an der repräsentativen Aussagekraft.
107 Teilnehmende seien eine geringe Basis für weitreichende wirtschaftliche Schlüsse. Sie betonten, dass die Teilnehmenden eher Gewinner einer Lotterie als typische Sozialleistungsempfänger sind. Anstelle einer pauschalen Geldverteilung sei es effektiver, gezielt die Bedürftigen zu unterstützen.