BayWa im Überlebensmodus: Rettungsplan mit Risiko und Hoffnung
Ein beispielloser Kurswechsel
Die BayWa, einst ein Synonym für nachhaltiges Wachstum und Expansion, befindet sich in einer historischen Zäsur. Nach Jahren aggressiver kreditfinanzierter Expansion hat der Konzern mit einem Schuldenberg von 5,3 Milliarden Euro die Reißleine gezogen.
Der neue Rettungsplan soll den finanziellen Kollaps verhindern und den Weg in eine stabilere Zukunft ebnen. Doch der Preis ist hoch – nicht nur finanziell, sondern auch personell.
Sanierungsplan unter Zeitdruck
Der Sanierungsfahrplan umfasst zentrale Schritte: eine Kapitalerhöhung um 150 Millionen Euro, den Verkauf der 48-prozentigen Beteiligung an der Raiffeisen Ware Austria (RWA) und eine Restrukturierung der Finanzierung bis April 2025. Besonders die Kapitalerhöhung wird von Marktbeobachtern kritisch beäugt, da sie einen erheblichen Vertrauensvorschuss der Investoren voraussetzt.
„Mit diesen Maßnahmen wollen wir die BayWa wieder auf solide Beine stellen“, erklärte der Vorstand.
Doch die Frage bleibt: Genügt dies, um die Wende bis 2027 zu schaffen, oder ist der Plan angesichts der enormen Zinslast und der globalen Unsicherheiten zu ambitioniert?
Das Erbe der Expansion: Fluch und Segen
Ein gewichtiger Stolperstein ist die BayWa r.e., die Sparte für erneuerbare Energien, die einst als Wachstumsmotor galt, sich nun aber zum Problemfall entwickelt hat. Ohne dieses Geschäft hätte der Konzern in den ersten neun Monaten 2024 ein positives Ergebnis vor Steuern und Zinsen erzielt.
Der potenzielle Kontrollwechsel zur Schweizer Investmentgesellschaft EIP könnte kurzfristig Liquidität schaffen, langfristig jedoch die Position der BayWa als führender Akteur im Bereich erneuerbarer Energien schwächen.
Beteiligungsabbau – notwendiger Schritt oder Identitätsverlust?
Auch die geplante Veräußerung von Schlüsselbeteiligungen wie Cefetra und Turners & Growers wirft Fragen auf. Diese Unternehmen waren einst wesentliche Pfeiler der Diversifikationsstrategie des früheren Vorstandschefs Klaus Josef Lutz. Der Abbau mag nötig sein, um Liquidität zu schaffen, doch er könnte auch den Kern der BayWa aushöhlen.
Die soziale Dimension der Krise
Neben den strategischen Veränderungen trifft der Konzernumbau vor allem die Belegschaft hart. Mit dem angekündigten Abbau von 1.300 Stellen in Deutschland, rund 16 Prozent der Arbeitsplätze, und weiteren Einschnitten im Ausland, zahlt die Belegschaft den höchsten Preis für die Sanierung.
Gewerkschaften und Mitarbeitervertreter äußern scharfe Kritik und warnen vor einem Verlust des sozialen Vertrauens in das Traditionsunternehmen.
Ein Hoffnungsschimmer am Aktienmarkt
Die BayWa-Aktie reagierte auf die Sanierungspläne mit einem Kurssprung von 18,94 Prozent auf 10,80 Euro. Doch Analysten warnen: Der kurzfristige Optimismus spiegelt eher die Hoffnung auf Stabilisierung als eine nachhaltige Trendwende wider.