Bayer und BASF vor Produktionsverlagerung
Es könnte so einfach sein: Ein paar Stempel, eine Unterschrift, und die Pestizidproduktion deutscher Chemiekonzerne würde weiterlaufen. Doch genau daran scheitert es. Seit Monaten kämpfen Unternehmen wie Bayer und BASF mit den Behörden, die sich gegenseitig die Zuständigkeit zuschieben.
Das Ergebnis: Chemikalien im Wert von Millionen liegen brach, Arbeitsplätze geraten in Gefahr, und erste Produktionsstätten werden geschlossen.
120 Millionen Euro und ein Stillstand
Es klingt fast absurd: Bayer produziert Pestizide, die in Deutschland und der EU nicht zugelassen sind, aber für den Export bestimmt sind. Doch weil ein neuer WTO-Standard verlangt, dass der Ursprung dieser Produkte offiziell bescheinigt wird, gerät die Produktion ins Stocken.
120 Millionen Euro stehen allein bei Bayer auf dem Spiel. In Dormagen stapeln sich Behälter voller Pestizide, die eigentlich in die Türkei exportiert werden sollten – doch ohne Ursprungszertifikat geht nichts. Die Situation könnte bald eskalieren, denn ab 2025 fordern auch andere Länder wie Saudi-Arabien diese Dokumente.
„Das Problem ist nicht neu, und doch scheint niemand in der Bundesregierung in der Lage, es zu lösen“, heißt es aus Branchenkreisen.
Besonders pikant: Während Deutschland strauchelt, scheinen andere EU-Länder das Problem längst im Griff zu haben.
Politik oder Bürokratie?
Warum es keine Lösung gibt, ist unklar. Fakt ist, dass sich weder das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) noch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) zuständig fühlen.
Für FDP-Politikerin Carina Konrad liegt die Vermutung nahe, dass die Regierung hier eine versteckte Agenda verfolgt: „Es wirkt, als ob Grüne und SPD ein Exportverbot für bestimmte Pestizide durch die Hintertür erzwingen wollen.“ Auch CDU-Politiker Albert Stegemann kritisiert, dass Deutschland mit ideologisch motivierten Alleingängen seiner Wirtschaft schadet.
Das BMEL weist diese Vorwürfe zurück. Ein Sprecher erklärte, man arbeite intensiv an einer Lösung und nehme die Sorgen der Unternehmen ernst. Doch bei Bayer und BASF ist die Geduld am Ende. „Wenn es in Deutschland nicht funktioniert, dann woanders“, so ein Insider.
BASF macht Ernst, Bayer zieht nach
BASF hat die Konsequenzen bereits gezogen: Ende des Jahres stellt der Chemieriese die Produktion bestimmter Pestizide in Frankfurt und Knapsack ein. Bayer überlegt, nachzuziehen und Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern.
„Für uns geht es nicht nur um Kosten, sondern um Planbarkeit. In Deutschland fehlt uns beides“, so ein Sprecher.
Die Auswirkungen auf den Standort Deutschland könnten dramatisch sein: Arbeitsplätze, Forschungseinrichtungen und Zulieferbetriebe stehen auf dem Spiel. Branchenexperten warnen, dass der Verlust der Chemieproduktion einen weiteren Rückschlag für den Wirtschaftsstandort bedeuten könnte.
Ein System am Scheideweg
Der Streit um die Exportzertifikate ist mehr als ein Verwaltungsproblem. Er steht sinnbildlich für die Herausforderungen, vor denen die deutsche Wirtschaft steht: eine Kombination aus politischen Grabenkämpfen, bürokratischen Hindernissen und internationalem Wettbewerb.
Obwohl der Chemiesektor traditionell zu den Aushängeschildern der deutschen Industrie zählt, könnten Fälle wie dieser dazu führen, dass Deutschland weiter an Attraktivität verliert.