Bayer-Aktie auf wackligem Weg nach oben
Die Bayer-Aktie hat am Montag eine kleine Erholung hingelegt, doch der Befreiungsschlag bleibt aus. Mit einem Plus von 1,4 Prozent kletterte das Papier auf 20,29 Euro – ein kleiner Lichtblick für das durch Krisen gebeutelte Unternehmen.
Hintergrund des Kursanstiegs ist ein Fehlprozess („Mistrial“) im US-Bundesstaat Illinois im Rahmen der Glyphosat-Klagewelle. Doch die Herausforderungen, die Bayer seit der umstrittenen Monsanto-Übernahme 2018 belasten, scheinen weit größer als ein kurzes Börsenplus.
Fehlprozess in den USA: Ein Tropfen auf den heißen Stein
Im jüngsten Glyphosat-Verfahren hatten die Kläger selbst den Antrag auf Fehlprozess gestellt. Dieser Schritt verschafft Bayer zwar einen vorübergehenden Aufschub, löst jedoch nicht das Grundproblem: die anhaltende Unsicherheit über die potenziellen finanziellen und juristischen Folgen der Glyphosat-Klagen.
Seit dem ersten Urteil im Jahr 2018, kurz nach der Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto, sieht sich Bayer mit einer Flut von Klagen konfrontiert.
Die Vorwürfe: Glyphosat, der Hauptbestandteil des Unkrautvernichters Roundup, stehe in Zusammenhang mit Krebserkrankungen. Diese juristische Altlast hat Bayer bislang Milliarden gekostet – ohne dass ein Ende in Sicht wäre.
Vom Börsenliebling zum DAX-Schlusslicht
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während Bayer vor dem ersten negativen Glyphosat-Urteil im Sommer 2018 noch einen Börsenwert von fast 92 Milliarden Euro hatte, ist dieser heute auf rund 20 Milliarden Euro zusammengeschrumpft.
Kein anderes Unternehmen im DAX hat 2024 so viel Marktwert eingebüßt wie Bayer – die Aktie steht mit einem Minus von rund 40 Prozent am unteren Ende des Leitindex.
Doch die Glyphosat-Problematik ist nicht der einzige Klotz am Bein des Chemie- und Pharmariesen. Schwache Ergebnisse im Agrargeschäft und Unsicherheiten rund um die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Dicamba für die Saat-Saison 2025 belasten zusätzlich.
Die Rolle des Supreme Courts: Hoffnung mit Fragezeichen
Bayer setzt langfristig auf ein Grundsatzurteil des obersten US-Gerichts, des Supreme Courts, um die Glyphosat-Streitigkeiten endgültig zu klären. Doch ob sich die Richter überhaupt mit dem Fall befassen werden, ist ungewiss.
Eine Entscheidung des Supreme Courts könnte den Weg für eine einheitliche Rechtsprechung in den USA ebnen – oder Bayer in eine noch tiefere juristische Misere stürzen.
Der aktuelle Fehlprozess in Illinois mag Bayer Zeit verschaffen, doch eine echte Lösung bleibt in weiter Ferne. Analysten mahnen zur Vorsicht: Ohne grundlegende Klärung könnte sich die Klagewelle weiter ausbreiten, mit noch unabsehbaren Folgen für das Unternehmen und seine Aktionäre.